Full text: Mittlere und neue Geschichte (Theil 2)

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Mittelalter. 
5. Will man den Charakter und die Sitten je- 
itcr Zeiten im Allgemeinen bestimmen, so nahem sie 
sich mehr dem Alterthum, als der neuern Zeit. Kör- 
perkraft und Tapferkeit galten auch hier mehr als al¬ 
les Andere, aber bei den germanischen Stammen und 
bei den Arabern war auch Treue und Gerechtigkeit in 
Ansehen. Freiheit liebten diese Barbaren so sehr, wie 
die allen Griechen; ihre abenteuerlichen Züge, ihre 
ritterlichen Kämpfe finden nur in der alten Geschichte 
ein Gegenstück. Die Sitten waren einfach, zuweilen 
roh; man trank aus dem Schädel des erschlagenen 
Feindes, übte Vergeltungsrecht und Blutrache. Viele 
Völker lebten von Raub und Plünderung des Auslau-' 
des, und in manchen Landern war selbst der gesell- 
schastlichc Zustand weilig besser. 
6. Diese Übel tilgte das Christentbuin» 
Wenn auch blinder Religionseifer und Sectn-.haß 
blutige Verfolgungen verursachte, so ward doch das 
Volk durch den Glauben an das Höhere von schädli¬ 
chen Nationalgebrauchen abgezogen, zu vielen: Gu- 
ten und Nützlichen getrieben, und Fleiß und Betrieb- 
samkeit befördert und geleitet. Der Geistlichkeit und 
den Klöstern verdanken viele Lander die Cultur'ldes 
Bodens, und die Wissenschaften die Erhaltung wichti- 
ger Werke des Alterthums und des Mittelalters. 
7. Die meisten und wichtigsten Quellen für die- 
sen Zeitabschnitt sind Chroniken, von Geistlichen 
in lateinischer Sprache verfaßt. Ihr Gebrauch er- 
fordert Vorsicht, wenn gleich nicht sowohl absichtliche 
Parteilichkeit, als falsche Ansichten ihres Zeitalters 
zu Abweichungen von der Wahrheit führten. In An- 
sehunK
	        
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