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129. Hermann, Deutschlands Befreier. 
dem linken Fnße zusammengebunden war, an einem Stricke anderthalb 
Ellen unters Wasser gelassen wurde; stieß dann das Wasser die Ange¬ 
klagten— meistens Weiber, die in dem Verdacht der Hexerei standen 
— auf die Oberfläche zurück, so waren sie schuldig, sanken sie aber 
unter, so galten sie für unschuldig. — Als Sühne mußte der Verurteilte 
dem Beleidigten das „Wergeld" zahlen, und dadurch wurde der entsetz¬ 
liche Brauch der Blutrache aufgehoben. 
Bei solcher Verfassung erhielten sich lauge die alten Sitten und 
Tugenden, Treue und Redlichkeit, Gastfreundschaft und Keuschheit und 
der feste Mut, der den Tod verachtet. 
129. Hermann, Deutschlands Befreier. 
Von Ed. Duller. 
Als Ouintilius Varus, der römische Statthalter, nicht bloß Hab 
und Gut den Deutschen zu nehmen, sondern ihnen auch das gute, alte 
Recht aus der Hand zu winden und die teure Sprache der Väter aus¬ 
zudrängen trachtete, empfand die Schmach der Unterdrückung von allen 
Deutschen keiner mehr als der edle Cheruskerjüugliug Hermann, der 
Sohn Siegmars. Dieser hatte in Rom alle Künste des Krieges und 
Friedens gelernt und war vom Kaiser Augustus hochgeehrt und mit 
der Würde eines römischen Bürgers und Ritters beschenkt worden; aber 
er hatte sein deutsches Herz rein und unverderbt aus Rom heimgebracht, 
während sein Bruder fort und fort den Römern diente und sogar seinen 
ehrlichen deutschen Namen für den römischen „Flavius" aufgab. Nach 
dessen S'uucsart maß nun der römische Statthalter Varus, welcher, 
von Stolz verblendet, die Kraft der Deutschen schon für gebrochen hielt, 
auch das Dichten und Trachten Hermanns und zog ihn sogar ins Ver¬ 
trauen. Hermann ließ ihn in seiner Meinung, bis das Werk der Be¬ 
freiung, das er im Herzen trug, zur Reife gediehen sei. Denn heimlich 
hatte er mit den Besten seines Stammes Rat gepflogen und eine Eid¬ 
genossenschaft der Cherusker und umwohnenden Gauvölker zu stände 
gebracht. Der Cheruskerfürst Segest, Hermanns Schwiegervater, aber 
ein Verräter am Vaterland, warnte den Varus vergeblich; dieser dünkte 
sich klüger und verachtete den Rat eines plumpen Deutschen. So schlug 
ihn Gott mit Blindheit, bis die Schale des Gerichtes voll war. 
In seinem Sommerlager an der Weser saß Varus, als er die 
Kunde erhielt, ein deutscher Stamm an der Ems habe sich erhoben und 
alle Römer, die in seinen Marken wohnten, erschlagen. Also war's ver-
	        
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