588 III. Länder- und Völkerkunde. D. Amerika. 
Zustande zwar weich und schwammig wie Kork ist und sich wie ein Apfel 
schneiden läßt, getrocknet aber so hart wird, daß Stahl es nicht angreift; 
andere Hölzer sind so schwer, daß sie im Wasser untersinken und äußerst 
schwierig im gewöhnlichen Feuer brennen, bei intensivem Luftzuge jedoch so 
starke Hitze geben, daß diese fast der der Steinkohle gleichkommt. Besonders 
häufig sind gummi- und harzreiche Bäume. Auch nützliche Fruchtbäume 
fehlen in Paraguay's Wäldern nicht. Dazu gehört der Maro mit zahl- 
reichen fleischigen, apfelartigen Früchten, ferner der große Wälder bildende 
Curiys mit zapfenartigen kopfgroßen Früchten, welche eßbare Kerne, gleich 
der Pinie, von der Dicke eines Fingers haben; die Indianer essen die Kerne 
geröstet, da sie dann noch besser als Kastanien schmecken, und reiben sie zu 
Mehl, woraus Kuchen angefertigt werden. Unter den wildwachsenden strauch- 
und krautartigen Pflanzen finden sich viele Medicinal-, Farbe- und Frucht- 
pflanzen. Bei den rohrartigen Gewächsen zeichnen sich unter den Bambus- 
arten einige durch ungeheure Größe aus, indem sie die höchsten Bäume 
überragen, oder so dick und fest sind, daß die einheimische Bevölkerung sich 
ihrer im verflossenen Jahrhundert als Kanonen im Kampfe gegen eine 
spanische und portugiesische Militärmacht bedient haben soll. 
Die Bevölkerung besteht theils aus Abkömmlingen eingewanderter 
Spanier, theils aus reinen Ureinwohnern, größtentheils aber sind es Mischlinge 
(Pardos) aus der Verbindung beider Racen, oder auch dieser wieder mit Negern. 
Die Mischungen sind sehr mannichsach, obgleich die höheren Classen hier stets 
mehr Rücksicht auf die Erhaltung der Reinheit ihres Familienblutes genommen 
haben, als sonst in dem spanischen und portugiesischen Amerika. Im Ganzen 
sind die Paraguayos ein sanfter, verträglicher, geduldiger, verständiger Men- 
schenschlag, ernst, fest, beständig, phlegmatisch, beharrlich zäh in ihren Vorsätzen, 
einsilbig, kalt, und besitzen statt des stürmischen, verwegenen und fieberhaften 
Muthes, der Gefahren herausfordert und aufsucht, eine ruhige Tapferkeit, 
welche Gefahren und Tod kaltblütig nahen sieht. Schon die ernsten, kalten 
Gesichter geben den äußern Ausdruck für den Charakter der Paraguayos. 
Die Neigung zieht den Paraguays sehr zum militärischen Leben, und als 
Soldat erträgt er mit Resignation die Mühseligkeiten und Anstrengungen des 
Krieges. Der verbreiterte und zahlreichste Theil derselben waren einst und 
sind wohl noch die Guaranis, die sich zur Zeit der Ankunft der Europäer 
in diesen Gegenden von der Küste des Meeres bis zum Paraguay in oft- 
westlicher Richtung erstreckten und andererseits durch den größten Theil 
Brasiliens bis Guyana reichten, jedoch nicht als compacte Masse den Para- 
gnay überschritten. Trotz dieser enormen Ausdehnung waren die Guaranis 
die unkriegerischsten Indianer, die sich sofort von den Europäern unterjochen 
ließen, während es diesen nicht gelang, die übrigen nach und nach so sehr 
reducirten Jndianerstämme zu unterwerfen. Wegen der großen Verbreitung 
dieses Volkes hat sich auch dessen Sprache als herrschende der Bevölkerung
	        
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