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Geschichte der Perser.
schwerste Rechenschaft abzulegen haben. —Daß,
Abbas nicht blos aus Gerechtigkeitlicbe, sondern
aus Mangel an recht menschlichen Gesinnungen,
so grausam im Bestrafen gewesen ftp, stehet man
daraus, weil er sogar seinen ältesten und gelieb-
testen Sohn, auf einen bloßen Argwohn, daß
er ihn vielleicht vom Throne stoßen dürfte, hin¬
richten ließ. Zwar empfand er bald über diese
unnatürliche Mordthat einen untröstlichen Kum-
wer. Er verschloß sich zehn Tage, wollte das
Lagelicht nicht sehen, brachte einen ganzen Mo¬
nat mit geringer Kost zu, trauerte ein ganze-
Jahr, und trug in seinem übrigen Leben bestän¬
dig die Kleidung seiner gemeinsten Unterthanen.
Aber selbst seine Reue und Betrübniß arteten i» ~
neue Grausamkeiten aus, die er gegen alle ver-,
übte, welche zu.dieser Schanvthat, auch selbst
auf feinen Befehl, etwas beygctragen hatten.
Und nun urtheilt selbst, ob Abbas den Beyna-
men des Großen verdiene, mit welchem er in der
Geschichte genannt zu werden pflegt. Fürchter¬
lich war er genug; aber ohne Menschenliebe laßt
sich keine wahre Größe des menschlichen Geistes
denken.
VI. Durch gleiche Grausamkeit, wie Ab-Ielne
bas, schändeten auch seine nächsten Nachkom,"/^
men auf dem Throne ihre Regierung. Aber Reich,
bey ihnen war dieselbe nicht mehr ein Vorwand,
gerechte Strafen zu vollstrecken; sondern bloße
Mordlust, und Wohlgefallen am Blutvergießens
Sie, hatten keine von feinen bessern Eigenschaf¬
ten;