456 II Hauptth. Neuere Gesch. VII Buch.
auf seine Staatsbedienten verlassen, sondern
es gleichsam mit eigenen Augen kennen. Er
ließ daher von einem derselben ein Verzeichniß
und eine sehr genaue Beschreibung aller Provin¬
zen des Reichs Hindostan, deren es hundert und
fünfzig gab, der öffentlichen Einkünfte und Aus¬
gaben der Staatsbedienten, ihrer Geschäfte und
Besoldungen, der Kriegsvölker und zum Kriege
abgerichteten Elephanten, der Maaße und Mün¬
zen, und arrderer Bestandtheile der Staatsverfas¬
sung aufsetzcn. Dieses Denkmal der Regie¬
rungsklugheit Akbars ist noch vorhanden.—
Auch unter seinen Nachkommen nahm das Reich
an Größe oder an Ansehen immer zu. Aureng.
zeb insonderheit, der es noch in den ersten Zeiten
des jetzigen Jahrhunderts regierte, war zwar in
seinen frühern Jahren ein heuchlerischer Böse¬
wicht. Aber wahrend der fünfzig Jahre, die er
auf dem Throne saß, wurde er ein weiser, güti-
ger, gerechtigkeitliebender Fürst, ein Beförderer
nützlicher Wissenschaft, mäßig in Kleidung und
Unterhalt, und ein eifriger Beobachter seiner Re¬
ligion, das heißt, der muhamedanifchen. —
Seine Nachkommen waren ihm am Geiste sehr
unähnlich. Da sie auch einander selbst um des
Throns willen bekriegten, bald abgesetzt, bald
ermordet wurden: so gieng die Festigkeit ihres
Reichs nach und nach zu Grunde. Einer von
ihnen, Muhained Schah, war'besonders so
krage, sorglos und einfältig, daß er sich ganz