Full text: Geschichte der Deutschen (Theil 3)

zwischen dem Osten und Westen? Die Blicke der Nationen sind 
unserer Demuth zugewendet und sie verehren als einen Gott auf Erden 
den Apostel Petrus, den Du zu zerbrechen drohst." 
Die Streitigkeiten, mit heimlichen und offenen Waffen, durch Lift 
und Gewalt geführt, dauerten auch unter Leo's Nachfolgern fort. Rom 
erstritt sich auf's Neue seine Unabhängigkeit mit dem Theil von Italien, 
welcher der byzantinischen Herrschaft noch unterworfen war. Indeß 
schritt Kaiser Constantinus Kopronymus auf dem einmal einge¬ 
schlagenen Wege vor, ließ die Bilderverehrung durch eine Kirchenver¬ 
sammlung zu Constantinopel feierlich verbieten, die Bilder und Reliquien 
in das Meer werfen, die Klöster als eigentlichen Herd der Unruhen 
aufheben, und die Mönche, die sich seinem Willen nicht fügten, strenge 
verfolgen. Unter des Constantinus Nachfolger, Leo IV., blieb das 
Verbot der Bilderverehrung in Kraft. Als aber nach ihm seine Ge¬ 
mahlin, die ränkevolle Irene, zur Regierung kam (780—782), trat jenes 
Verbot allmählich zurück; Irene begünstigte die Partei der Bilderver¬ 
ehrer und ließ den Bilderdienst durch die Lynode von Nycäa wieder¬ 
herstellen. Sie ward um dieser That willen die fromme, die heilige 
Kaiserin genannt. Doch war sie es, auf deren Anstiften die fünf Söhne 
des letzten Kaisers Constantinus, der Augen und Zunge beraubt, in 
ewiger Vergessenheit verschwanden, und nicht minder war es Irene,' die 
ihrem eigenen Sohn, Constantin VI. (Prophyrogenetos, den im Pur¬ 
pur geborenen) den Dolch in dt: Augen stoßen ließ, um ihn zur Re¬ 
gierung unfähig zu machen. Die Strafe teilte sie nach fünfjähriger 
glänzender Herrschaft durch tgre eigenen Helfershelfer. Sie ward ent¬ 
thront, verbannt und fand das Ziel ihres schaudervollen Lebens auf der 
Insel Lesbos, wo sie ihren kärglichen Unterhalt durch Spinnen erwarb. 
3. Die Longobarden. 
Das Wirrsal dieser Zeiten, wo die Völker ineinander und durch¬ 
einander drängen, so daß es schwer ist, den geschichtlichen Zusammen¬ 
hang festzuhalten, ist Ursache, daß auch der Faden der Erzählung sich 
verwirrt, bald hier, bald dort anknüpft und seine stetige Richtung zu 
verlieren scheint. 
Wir haben die Geschichte und Lebensschilderung einiger Völker¬ 
schaften nachzuholen, welche bei den in den letzten Kapiteln erzählten 
Vorgängen eine bedeutende Rolle spielten und bereits des Oefteren er¬ 
wähnt worden sind. Wir beginnen zunächst mit den Longobarden, welche
	        
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