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schenkt. Erst nach 8 Jahren machte (1714) der Friede zu Rastatt
in Baden der drangsalsvollen Zeit ein Ende und setzte Mar Emanuel
in all seine Länder und Würden wieder ein, der sich nun auch
nach 10jähriger Trennung wieder mit seiner Familie vereinigen
konnte. Nach all diesen schweren Prüfungen setzte er gleichwohl
in der Folgezeit die alte kostspielige Hoshaltung fort. Als er
1726 starh, hinterließ er Bayern als ein verarmtes Land.
14. Kurfürst Karl Albrecht. 1726 1745.
Kurfürst Karl Albrecht 1726 - 1745), suchte eingedenk der
Ermahnungen seines sterbenden Vaters anfangs mit Sparsamkeit zu
regieren; aber schon nach kurzer Zeit kehrte die alte Verschwendung
wieder. Dazu stürzte der Kurfürst Bayern aufs neue in einen ver—
derblichen Krieg. Nach dem Tode des Kaisers Karl VI., der seine
einzige Tochler Maria Theresia zur Erbin all seiner Länder ein—
geseht hatte, machte der bayer. Kurfürst Erbansprüche geltend, begünstigt
von Frankreich und Preußen. Karl Albrecht eroberte Oberösterreich, ließ
sich in Prag als König von Böhmen krönen und wurde bald darauf als
Karl VII. zum deutschen Kaiser gewählt. Aber gleichzeitig fiel ein
österreichisch-ungarisches Heer unter furchtbaren Verwüstungen in Bayern
ein und eroberte das Land. Erst als Friedrich I. von Preußen sich mit
Karl Albrecht verband und von neuem wegen des Besitzes von Schlesien
zu den Waffen griff, räumten die Dterreicher Bayern und Karl Albrecht
konnte wieder nach München zurückkehren; doch kam er nur, um zu sterben.
15. Kurfürst Maximilian III Joseph. 1745 1777.
Kurfürst Maximilian III. Joseph (1745 - 1777), ein
wahrer Friedensfürst, schloß mit Dsterreich Friede um der ersehnten
Ruhe willen und entsagte dabei allen Ansprüchen auf Osterreich.
Fortan lebte er nur der Sorge für das Wohl seines Volkes. Um
die Staatsschuld zu mindern und zu tilgen, führte er die größte
Sparsamkeit ein uünd dehnte sie auch auf seinen Hofhalt und das
Heer aus. Er suchte Ackerbau und Viehzucht zu heben und die
Industrie zu beleben, führte den Tabak-, Hopfen und Kartoffelbau
ein, erließ zur Besserung der Rechtspflege neue Gesetzbücher und
brachte das Schulwesen in ganz Bayern zum Aufblühen. In den
Jahren der größen Teuerung, welche durch Mißwachs 1770 und
1771 und durch Wucher veranlaßt wurde, zeigte sich seine Menschen—
liebe und Güte in ihrer vollen Größe durch das, was er zur
Linderung der Hungersnot tat. Überhaupt sprach aus allen Re—
gierungshandlungen Max Josephs die Liebe zu seinem Volke; daher
nennt ihn die Geschichte „den Guten, den Vielgeliebten.“ Sechs
Jahre vor seinem Todẽ erneuerte er zur Verhütung eines bayerischen
Erbfolgestreits den mit den Wittelsbachern der Pfälzer Anie ge⸗
schlossenen Hausvertrag in der Weise, daß die Erbfolge in Bayern
nicht nur dem Kurfürsten Karl Theodor von der Pfalz, sondern,