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Sechster Zeitraum.
langer, weil sie zünftig, mit Gebrauchen, Statuten und
Gesetzen, zusammentraten. Zn den vorzüglichern Meister-
sängern gehörten Heinrich von Meißen, mit dem Bei¬
namen Frauen lob, Hans Rosenblüt, und spater
Hans Sachs. Im Ganzen verlor die Dichtkunst unter
den Meister sau gern ihren frischen Geist. Erst kurz vor
dem Zeitalter der Kirchenverbesserung erhielt die teutsche
Sprache einen neuen Umschwung, der spater hauptsächlich
von der Bibelübersetzung ausging.
391.
Mathematische Wissenschaften.
Die mathematischen Wissenschaften belebte Ger¬
bert unter den Teutschen von neuem; allein die Astrono¬
mie blieb auf die Berechnung des Kirchenkalenders ein¬
geschränkt, und schwärmerische Vorherverkündigungen der
Zukunft standen gewöhnlich mit dem astrologischen Aber¬
glauben in Verbindung. — Die Tonkunst hatte Papst
Gregor der Große zu einem wesentlichen Bestandtheile des
öffentlichen Gottesdienstes erhoben, und sie zur Bedingung
der Uebernahme eines kirchlichen Amtes gemacht. Dadurch
ward diese Kunst den noch rohen Völkern etwas bekannter
und von der Geistlichkeit gepsiegt. Guido von Arezzo,
ein italischer Mönch, erfand das Notensystem ums Jahr
1028, vermittelst dessen die Töne durch Puncte aufgezoge¬
nen Linien bezeichnet wurden.
. 392.
A u f k l a r u n g. Ho ch sch u l e n.
Die seit den Ieitell der Kreuzzüge allmahlig für den
europäischen Westen eintretende höhere Aufklärung verkün¬
digte sich in deutlichen Spuren. Die Grundsätze Arnolds
von Brescia, die Meinungen der Waldenser, die
Lehren Wicliffs und seines Nachfolgers Huß, bereiteten
langsam die große Veränderung vor, welche im folgenden
Zeitraume mit der Begründung und Verbreitung der Kirchen-