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so gut, als bei uns, weil es dort unseren Obstarten zu heiss istf
ferner Lorbeerbäume, Granatäpfel, Johannisbrot! und Sussholz.
Nie schneit es in den Thälern des südlichsten Italiens, und noch
gegen die Mitte hin ist der Schnee selten. Ja im Januar kann
man die Lazaroni (die Eckensteher Neapels) und die Landleute
auf den Gassen liegend und ihren Mittagsschlaf haltend finden, wie
im Sommer; auf einem Spaziergange kann man dort um Weihnachten
in den Fall kommen, einen Schirm aufzuspannen, um sich gegen
die drückende Hitze zu schützen. Die milde Wärme des nördlichen
Italiens ist auch der Seidenzucht sehr günstig. Die Bauern pfle¬
gen desshalb auf ihren Gehöften viele Maulbeerbäume, und haben
auch grosse Gärten, voll zahmer Kastanienbäume, deren Früchte die
beinahe einzige Nahrung der armen Leute sind, wie bei uns die
Kartoffeln.
Mit zahmen und wilden Thieren ist Italien reichlich versehen.
Man trifft da Rindvieh, Büffel, Pferde, Schafe, Schweine,
Hasen u. s. w. an, wie bei uns, und ausserdem noch Bären,
Gemsen, Murmelthiere und Salamander (eine Art unschädlicher
Eidechsen). Auch fehlt es nicht an Taranteln (Spinnen), Schlangen,
und Skorpionen, deren giftige Stiche entsetzlich schmerzen und sehr
gefährlich sind. Noch gefährlicher aber sind die vielen Räuber¬
banden (Banditen), welche in diesem Lande, besonders in dem
Kirchenstaate hausen, für Geld morden, und in keinem Lande
werden so viele Mordthaten verübt, als in Italien. Auch weht
zuweilen in Unteritalien der lebensgefährliche Siroccowind, der
von Afrika’s Sandwüsten herkommt.
Italien hat grosse Städte und ist so stark bevölkert, dass im Ganzen
auf 5620 Quadratmeilen 25 Millionen Bewohner kommen, welche sich
fast alle zur römisch-katholischen Kirche bekennen. Italien
besteht aus mehreren Staaten, die aber nicht, wie die Staaten Deutsch¬
lands, zu einem Bunde mit einander vereinigt sind. In Oberitaliett
liegen: das lombardisch• venetianische Königreich, weiches, wie
ihr ja wisst, zum Kaiserreiche Österreich gehört, mit den Städten
Mailand und Venedig — das Königreich Sardinien (hierzu die
Insel Sardinien im mittelländischen Meere mit den Herzogthümern
Savoyen und Piemont) mit der Hauptstadt Turin und Genua — das
HerZOgthum Parma mit der Hauptstadt Parma — und das Her
ZOgthum Modena mit der Hauptstadt Modena. In Mittelitalien
finden wir hier: das GrOSSherZUgthUUl TOSkiUKt mit der Haupt¬
stadt Florenz, ferner Livorno, Pisa — den Kirchenstaat, so ge¬
nannt, weil das Oberhaupt dieses Staates, der Papst zu Rom,
zugleich das Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche ist;-
das Herzogthum Lucca mit der Hauptstadt Lucca — und die
Republik San Marino (U/z Q. M.), der älteste und kleinste Staat
in Europa, über llnteritalien erstreckt sich das Königreich Neapel
und beider SiciliCH (Neapel und die Insel Sicilien) mit den