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Parasangen weit; denn es waren der Kämpfe mit den Kar-
duchen wegen in der Nähe des Flusses keine Dörfer. Das
Dorf aber, in das sie nun gelangten, war groß und enthielt
ein Schloß für den Satrapen, auch fanden sich auf den
meisten Häusern Türme1). Lebensmittel waren in Menge
vorhanden. Von hier aus legten sie in zwei Tagemärschen
zehn Parasangen zurück, bis sie die Quellen des Tigris2)
überschritten hatten. Von hier aus machten sie drei Tage¬
märsche, fünfzehn Parasangen weit, bis zum Flusse Tele-
boas3). Dieser war zwar nicht groß, aber anmutig, und es
lagen an ihm viele Dörfer. Die Landschaft hieß das west¬
liche Armenien; ihr Statthalter aber war Tiribazos, ein
Freund des Königs, und sooft dieser zugegen war, durfte
kein anderer dem Könige aufs Pferd helfen. Dieser kam mit
Reitern herangeritten und ließ durch einen Dolmetscher
melden, er wünsche mit den Heerführern zu sprechen. Die
Feldherren beschlossen, ihn anzuhören, gingen bis auf Hör¬
weite vor und fragten ihn, was er wolle. Er aber äußerte,
er wünsche einen Vertrag mit ihnen zu schließen, auf die
Bedingung hin, daß er selbst ihnen nichts zu Leide tun wolle,
sie dagegen die Häuser nicht anzünden, wohl aber Lebens¬
mittel nehmen sollten, soviel sie deren bedürften. Dies war
den Heerführern recht, und sie schlossen darauf einen Ver¬
trag mit ihm.
Von hier zogen sie in drei Tagemärschen, fünf Para¬
sangen weit, durch eine Ebene; Tiribazos aber begleitete sie
*) Wahrscheinlich bloß kleine Türmchen zum Vergnügen
der Hausbewohner, um von ihnen aus sich einer weiten Aus¬
sicht zu erfreuen (F.); nach ändern Schutztürme, wie sie
heute noch in Armenien gefunden werden, oder Räume zur Auf¬
nahme von Heu und Stroh.
2) X. meint jedenfalls einen östlichen Zufluß des Tigris.
3) Nebenfluß des östlichen Euphrat. — Auffallend ist, daß
X. den ganz in der Nähe gelegenen Wan-See nicht erwähnt.
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