is2_Das IIL Buch___
Thalcrn alles grüne wird, was nur vor wenig Tagen noch
mit Schnee bedecket gewesen ist.
In diesem kurtzen Sommer wüchset nicht nur das Graß
in grosser Menge, sondern es können auch alle Küchen-
Krüuter, welches einem fast unglaublich Vorkommen soll,
gcsaet und gepflantzet werden.
Aecker sind in drestm Lande gar nicht anzutreffen , aber
gute Viel) - Weide, allerhand Wrldpret, und sonderlich Fische
die Menge: Wie dann fast kein Thal zu finden ist, weiches
nicht von einem Fischreichen Flusse dnrchströmet würde.
In den langen Winter - Nachten thut ihnen der Mond
gute Dienste: Denn weil der Himmel in diesem Lande alle¬
zeit heiter ist ; so scheinet er aus der Massen helle, und weil
seine Strahlen auf lauter Schnee fallen , so werden fie
durch die l^epercussioir verdoppelt.
Pferde, Ochsen', Kübe, Schaafe, Ziegen und Esel findet
man in diesem Lande gar nicht, sondern wer dergleichen
zahmes Viehe haben will, der muß solches von den benach,
barten Norwegern an sich handeln: Hingegen ist das Land
voller Rennthiere, davon hier ein besonderer Artickelfol,
gen soll.
IV.
Von den Rennthicren in Lappland.
Ein Rennthier siehet einem Hirschen nicht unähnlich'
Denn es hat ein paar Hörner mit Zacken , wie ein Hirsch-
Geweihe, welche sie alle Jahre abwerssen. Sie haben ge¬
spaltene Klauen , danrit klavpern sie im Lauffen, als wenn
man Kiesel - Steine au einander schlüget, deswegen man sie
viel eher höret als siehet. Sie Wiederkauen aber nicht, und
haben im übrigen eine Farbe, wie ein Esel.
Es giebet wilde Rennthiere, die klettern Heerden-Weise
auf den Gebürgen herum, und müssen wie andere wilde
Thiere qeiagct und gefangen werden : Es giebet aber auch
zahme Rennthiere, die kommen zwar auch in keinen Stall,
sondern suchen sich ihr Futter selber unter dem Schnee her¬
vor : Doch kennet ein jedes seinen Herrn, dem es zugehö,
rer, und wenn er pfeiffet, so kommen sie gleich herzu und
lassen sich melcken.
Sie gehen viertzig Wochen trächtig , und bringen nicht
mehr als alle Jahr ein Junges. Sie brauchen vier Jahre
ru