Pon der grossen Tartarey. 529
Her. Die Männer gehen dem Kriege nach,und die
Weiber treiben Nahrung. Je mehr ein Frauen-
zimmerLiebhaber bat desto höher wird sie geschätzet:
Sie haben aber dazu keine Kupplerin nöthia, weil
dieMütler insgemein solches Amt selber verrichten.
II.
Von der Tartarischm Religion.
Sie sindHeyden,und haben einen grossen Hohen¬
priester oderVattiaKhm, U)eld>er LAMA, das ist
so viel, als der Pater, genennet wird.
Die Stabt, darinnen er seinen Sitz und Tempel
hat, heißt eigentlich BRANTOLA, und hegt im
Königreiche TIBET, und das Schloß am Ende der
Stabt,darinnen der Tempel stehet,wird LIEB ABA
oder BOUTALA, genennet.
Er sitzet in einem Gemach , das mit Golde beschlagen,
und mit Ampullen ausgezieret ist Es wallfahrten viel
lausend Tartarn dahin, und die Priester, die ihm aufwar¬
ten, erklären seine Oracula, die insgemein sehr undeutlich
find, und davor werden sie reichlich beschencket. Es kan ’
auch in der gantzcn Tartaren kein König Besitz von «einem
Throne nehmen, der nicht vorher Königliche Präsente nach
Bietala oder Boutala gesendet hat.
Dem gemeinen Voicke wrrd weiß gemacht, ais wenn die¬
ser Hoherpriester zwar stürbe, aber so gleich wieder von den
Todten auferstünde, welches sich allbereit stebenmayl zuge¬
tragen hätte. Denn wenn er verrecket, so setzen die Massen,
welche die gantze Lomosstis mit diesem E^mi spielen , einen
andern auf den Thron, der ihm nicht gar unähnlich stehet.
Unterdessen, weil ihn das blinde Volck vor unsterblich
hält, so werden seine Excrementa nicht nur als ein Amule,
thum am Halse getragen, sondern auch an statt der Artzney
gebrauchet : Und wer von seinem U in etwas unter die
Spessen mischet, der ist wider alle Kranckheiten bewahret.
Der II. C heil- Ll Die