46 Das I. Luch, von Böhmen ,
Auf diesem Gebürge ist der 8.
Brunn,dahin ziehen viele Leute,theils aus Andacht/
als Pilgrim, theils auch aus dem Brunnen zu trin¬
chen, und ihre Gesundheit wieder zu erlangen. Dar¬
nach zeiget dieses Riesen-Gebürge den benachbarten
Einwohnern das bevorstehende Wetter, so daß sie
zum wenigsten wahrscheiulich auf etliche Tage zuvor
wissen können, ob sie Sonnenschein oder Regen zu
gewarten haben, nachdem nemlich die Berge heiter
oder mit Wolcken und Nebel überzogen sind , daß
man also sagen kan, das Riesen-Gebürge sey der
Böhmen und Schlesier Calender.
Ueber dieses ist es gewiß, daß auf diesen Bergen
und indiesenThälern die raresten Kräuter undWur-
tzeln wachsen, die man anderswo nicht antrift, wel¬
ches alle Botanici bezeugen,die jemals aufdieftnGe-
bürgen herum geklettert sind. Es stechen ferner diese
Gebürge voll Ertz; man hat auch vor diesem viel
Gold, Silber, und andere Metalle darinnen gefun¬
den. Wenn auch Böhmen oder Schlesier nach Ita¬
lien gereiset sind, so haben ihnen die reichen Einwoh¬
ner gantze Schräncke voll Gold - und Silber-Ge¬
schirre gewiesen, und darbey gefluchet und geschwo¬
ren , daß sie das Metall darzu von dem Riesen Ge¬
bürge geholet hätten.
Heutiges Tages aber liegen die Bergwercke aller
Orten wüste,davon man die Ursachen leicht errathm i
kan. Denn erstlich sind solche Gewerbe , sowol im i
Hußiten-Kriege, als nachgchends im drevßigjähri- ,
gen Kriege gar sehr zerstöret und verwüstet worden. .
Darnach wachset das Gold und Silber nicht alle 3
Jahre, als wie die Früchte ans den Baumen, daß j
man sie nur abschütteln dürfte: Sondern dieGruben t
sind theils erschöpfet, und theils müssen sie erst von i
neuem r