Full text: Auswahl erdkundlicher Charakterbilder

Vom Kasscn bis Mukenge. 
beide mit Urwald bestandenen Ufer hier unbewohnt und 
keine Kanus vorhanden waren, so wurde schnell eine 
Brücke gebaut. An beiden Ufern wurde zu diesem Zwecke 
je ein mächtiger Baum gefällt, in der Mitte des Flusses 
die beiden Stammenden mit Lianen zusammengebunden 
und dann lange Stangen in die Bettsohle des Flusses 
gerammt, welche, durch Lianen verbunden, das Brücken- 
geländer herstellten. Innerhalb zweier Stunden war 
die Brücke fertig, und der Übergang konnte beginnen. 
Nicht iinmer jedoch geht auf der Reise der Brückenbau 
so schnell. Oft fehlt es in der Nähe des Flusses an 
passenden Bäumen, oder die Brücke, kaum fertig, wird 
von der starken Strömung fortgerissen, so daß der Bau 
von neuem begonnen und oft drei-, viermal wiederholt 
werden mutz. In solchen Fällen muß die Karawane 
nicht selten tagelang an einem ungastlichen Flußufer 
lagern. 
Nachdem der Luebo glücklich passiert war, wurde 
inmitten einer UrWaldung in der Nähe des Zembu 
gelagert. Wie bei ersterm so waren auch die Talhänge 
des letztern mit dichtem Wald besetzt und zum Flußbette 
sanft geneigt. Beide Flüsse durchschneiden in raschem 
Laufe das Tal und haben viele Stromschnellen. Ebenso 
wie beim Passieren des Luebo waren wir genötigt, am 
4. November auch über den Zembu eine Baumbrücke zu 
bauen. Die Träger fällten sofort mehrere Stämme und 
zogen sie wie gestern über den Fluß. Zu beiden Ufer- 
feiten befanden sich in der Talsohle dichte UrWaldungen, 
aus deren dunkelgrünem Grund einzelne kleine Teiche 
hervorschimmerten. 
Der Zembn ist der Typus eines Urwaldflüßchens. 
Alle Reize der jungfräulichen Vegetation sind hier in der 
Vollendung vertreten: das Gewirr der Lianen, die 
vielen umgebrochenen Stämme, die Fülle der niedrigen 
Farne und Sträucher und das lebendige Rauschen des 
Zembu, der über Klippen und wurzelreiche Stämme 
dahineilt.
	        
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