240 Habesich und Nublen. 
wird. Die Beschneidung haben sie von den Inden, 
und verrichten sie am siebenden Tage nach der Geburt, 
halten sie aber für kein Sakrament, sondern bloß für 
einen löblichen Gebrauch unb eine Gewohnheit, wel¬ 
che sehr wohlthatige Einsiüsse auf Gesundheit und Be. 
völkerung habe. Auch seyern sie den Sonnabend 
neben dem Sonntag, und enthalten sich von den durch 
bas mosaische Gesih verbotenen Speisen. Sie ver¬ 
ehren die Heiligen, und die Jungfrau Maria must in 
der That auf eine beynahe mehr als abgöttische Wei¬ 
se verehret werden, wenn es anders wahr ist, daß 
sie die portugiesischen Jesuiten , denen man doch eben 
keine Laulichkeit im Dienste der Maria Schuld ge¬ 
ben kann, für Feinde derselben angesehen haben. 
Man feyert ihr zu Ehren jährlich zwey lind dreißig 
Feste, und der ein und zwanzigste Tag jedes MonatS 
ist ihr noch besonders gewidmet. Sie bitten auch 
für die Verstorbenen, glauben aber dennoch nicht all 
das Fegefeuer, sondern erkennen nur zwey Orte nach 
dem Tode, das Paradies und die Hölle. Sie ha« 
ben auch die Ohrenbeichke, allein sie ist nicht allein 
etwas von der in der katholischen Kirche üblichen un¬ 
terschieden, sondern auch nicht einmal im ganzen Lan¬ 
de eingeführek. Die Habeschianer gehen nicht leicht 
vor dem fünf uild zwanzigsten Jahre zur Beichte, 
weil man bis zu diesem Alter eine völlige Schuldlo- 
sigkeit voraussetzt. Fasten haben sie mehrere, und alle 
werden mir großer Strenge beobachtet: da sind erst¬ 
lich vier große Fasten im Jahre, die fünfzig, dreyßig, 
ein und zwanzig lind vierzehn Tage lang wahren; 
dann sind auch alle Mittwochen und Freytage Fastta¬ 
ge, und an keinem derselben darf man eher, alsnach 
Sonnenuntergang, auch weder Fleisch noch Eyer, 
noch Butter noch Käse essen. Niemand ist von die¬ 
ser strengen Fasten bejreyet, selbst Kranke, Alte und 
Reisende, müssen sich derselben unterwerfen.
	        
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