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Aegypten.
unumschränkte Herren, und sind so eifersüchtig auf
ihre Macht, daß sie den türkischen BeyS durchaus
nicht verstatten, ihr Gebiete zu betreten. Mehr von
ihnen , so wie von manchem andern bisher berührten
Gegenstände, bey der eigentlichen Beschreibung des
Landes, zu welcher wir nunmehr übergehen.
A- Nieder- Wieder Aenppren nimmt seinen Anfang bey der
Aegypten. Hauptstadt des Landes Kahira oder Cairo, und er¬
streckt sich bis an das Mittelländische Meer. Der
wichtigste und fruchtbarste Theil desselben ist die von
zwey Aermen des NilflusteS gebildete, und unter dem
Namen des Delta von Alters her bekannte Insel.
Alle Beobachtungen , welche über diese Insel von je¬
her geiuacht worden sind, beweisen, daß der ganze
Raum, den sie einnimmt, ehedem nichts alö ein Meer¬
busen gewesen , der sich in der Tiefe bis an das alte
Memphis erstreckte, und auf beyden Seiten bis da¬
hin reichte, wo jetzt die Städte Damiette und Roset¬
te gelegen sind. Der Ni! stoß damals gegen-Mittag,
von Memphis seitwärts, und verbreitete sich in den li¬
byschen Sandwüsten. Einer der alten ägyptischen Kö¬
nige unternahm es, ihm einen andern Lauf anzuwei¬
sen : er ließ ihm in Osten von Memphis ein neues
Bett graben, hemmte seinen Lauf durch einen starken
Damm, und zwang ihn, sich in den Meerbusen zu er¬
gießen^ der, wie schon gesagt, jetzt die Insel Delta ist.
Das alte Flußbette ist noch gegenwärtig nicht unbe-
fonnt, indem seine Spur durch meist versteinerte Trüm¬
mer von Fahrzeugen bezeichnet ist. Durch dieses Un-
ternehmen entstand nach und nach das Delta, das
sich durch den Sand und Schlamm erzeugte, welchen
der Nil bey seiner Mündung auf einander hauste, und
der endlich durch Anlegung von Dämmen lind Kanä¬
len zum festen, urbaren Lande ward.
Das