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Grönland
geben. Ihre Hauptanfälle sind erstens die Krank¬
heit der Augen, welche durch die scharfen Winde, und
von den blendenden Sonnenstrahlen auf dem schmel¬
zenden Schnee, ungemein viel leiden müssen; wie¬
wohl sie sich etwas dagegen zu sichern suchen, und
zwar durch eine Binde mit zwey Oeffnungen, die
dem allzustarken Scheine widerstehet. Die andern
Arten sind: heftiges Bluten, von der Vollblütigkeit
ihres Körpers, Ausschlag, Scorbut u. dgl., gegen
die sie kein anderes Hülfsmittel kennen, als ihre ge¬
ringe Erfahrring von den» Nutzen der Krauter, Wur¬
zeln, Griefen von Speck, gebranntes Moos, oder
sie überlasten sich ihrer Natur, die oft ihre einzige
und beste Heilkunst ausmacht. Sollten aber alle
Mittel fruchtlos feyn, und man sieht, daß der Kranke
sterben wird, fo ziehen ihm die Seinigen die besten
Kleider an, und biegen feine Füße unter die Lenden,
vielleicht um fein Grab kleiner zu machen. Wenn er
gestorben ist, fo werden alle Gerathe aus dem Haufe
gesetzt, damit der Leichnam nichts verunreinige, und
nach einer kleinen, stillen Betrübniß wird er begra¬
ben. Man tragt ihn niemals durch den Eingang der
Thüre hinaus, sondern durchs Fenster, und stirbt er
im Zelte, fo wird im Hintertheile ein Fell losgemacht.
Dem Leichenzuge folgt eine Frau mit einem angezün¬
deten Spane, wobey sie allerhand Ausdrücke von der
Vergänglichkeit herfagr. Der nächste Anverwandte
tragt den Verstorbenen entweder auf dem Rücken,
oder er schleppt ihn auf der Erde zum Grabe, legt
etwas Rasen oder ein Fell darüber, erhöhet es mit
großen Steinen, und schützt es auf diese Weife vor
den wilden Thieren, oder Vögeln. Neben das Grab
legen sie des Verstorbenen Kajak, feine Pfeile und
feine täglich genützten Werkzeuge; eben fo bey den
Weibern ihr Messer mib Nähzeug. Wer einen Tob¬
ten begraben hat, ist etliche Tage unrein, und muß
sich