Grönland
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aber in allen Dingen ihre eigene Weise haben, so
Halter sie e6 auch bey dem Gebrauch ihrer Mahlzei¬
ten für unnöthig, geineinschastlich zu essen, sondern
wem hungert, der ißt, ausgenommen des Abends,
wenn die Männer mir Beute von der See zurückkom-
men; alsdann wird eine Hauptmahlzeit gehalten, wo
aber die Männer zuerst und alleine, hernach aber die
Weiber essen dürfen. Unbesorgt für die Zukunft, ar¬
ten sie öfters in Völlerey aus, und verzehren oft bey
ihrem reichlichen Vorrath mehr, als ihnen der künf¬
tige Tag wiedergiebt; weshalb ste, wenn gegen den
Frühling die Seehunde wegziehen, oder sonst große
Kalte einfällt, vielmal gezwungen find, zu hungern,
und wohl gar im Nothfall ihre Zuflucht zu Seegras,
alt^n Zeltfellen, Schuhsolen u. s. w. nehmen müssen,
wenn ste ihr leben erhalten wollen. Man kann nicht
sagen, saß sie eine Abneigung für ausländische Spei¬
sen hätten, sondern, wie es jetzt ist, sind sie schon hie
und da mit ihnen bekannt, und essen sie sehr gerne,
besonders Brod, Erbsen, Grütze und Stockstsche, nur
kein Schweinfleisch, und das atls dem Grunde, weil
sie gesehen halten, daß sich dieses Thier auch von Un¬
reinigkeit nähret, eine Ursache, die um so auffallender
ist, da ste selbst aus Unflath ^eckereyen machen kön¬
nen, Auch verabscheuten sie ehedem starkes Ge>
tränke, und nannten es Tollwasser; jetzt aber hat
ihnen der Umgang mit Europäern den Gedanken be¬
nommen, und wenn es ihnen ihre Armuth zuließe,
würden ste den Gebrauch davon eben so weit treiben,
als das übermäßige Essen. Diese Armuth verhin¬
dert ste auch au dem Ankauf des Tabaks, den sie
schätzen gelernt haben, und in Ermangelung dessen
dörren ste die Blätter, oder reiben sie auf einer heis¬
sen Platte, und mahlen sie zum Schnupfen,