Rußlands innre Umgestaltung.
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der maßlos willkührlich ausgedehnte Alleinhandel des
Zaars griffen überall störend und lähmend ein. Nicht
mehr als 50 Ortschaften verdienten den Namen der
Städte; Moskau hatte an 6 Stunden im Umfang ; Now¬
gorod lind Pskow zahlten etwa 20,000, Astrakan 16,000
Einwohner; in den kleinern lebten wohl selten über 500
bis 600 Bürger: sie stießen Beistädte, weil sie einer
der etwa 50 Woiwodstadte untergeordnet waren. Die
Gesammtbevvlkerung des Reichs, nnstäte Horden Sibi¬
riens abgerechnet, konnte sich kaum ans 12 Millionen
/ belaufen. Lebensweise und Sitten des Volks waren roh.
Allgemein machte man den Russen Treulosigkeit, Grau¬
samkeit, Völlerei und sogar unnatürliche Wollust zum
Vorwürfe. Immer schlossen die Eltern, oft sehr frühe,
ihrer Kinder Heurath, und obwohl die zweite und dritte
Ehe Gesetz und Religion gegen sich hatte, kamen doch
Ehescheidungen und Verstoßungen der Weiber häufig vor;
donische Kosacken kauften und verkauften ihre Weiber;
verpfändeten sie auch um 10 bis 12 Rubel. Erst jetzt
wurde der Hausfrau vergönnt, am Ende der Mahlzeit
im Speisezimmer des Manns zu erscheinen, nnd für ei¬
nen dargebvtnen Ehrentrunk von dein Gaste, welchen man
auszeichnen wollte, einen Kuß zu empfangen. Die Zaa-
rin speiste zuweilen mit dem Zaar, lebte aber sonst in
großer Abgeschiedenheit: Alexis gestattete höchstens, das;
ein Arzt seine kranke Gemahlin in einem verfinsterten
Zimmer besuchte, und au dem mit feinem Tuch überzog¬
nen Arme den Puls fühlte. 50 bis st0 Leibeigne um¬
ringten einen Bojar oder dessen Gattin beim Ausfah¬
ren; eine weit größre Menge gieng, mit Besen die
Straße kehrend, dem Zaar voraus, wenn er sich der
Hauptstadt zeigte; ihm folgten mehrere 1000 Schützen
und andre Krieger, auch viele Bojaren, diese, bei jeder
Witterung, entblößten Hauptes; wer niebt ausweichen
konnte, mußte unbeweglich an der Seite stehen, oder
sich zur Erde werfen; in Bittschriften wagte auch der
angefel>ensie Unterthan seinen eignen Namen nicht an-
Baiier's Gcsch. V. Bd. 16