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Königreich Chili.
die Reisenden, die Quarantaine zu halten; dadurch
hat sich Chili bis jetzt von dieser Krankheit frey er.
halten.
Zwey Ursachen haben die Bevölkerung in
Chili, ohngeachtet der Vorzüge, womit es von der
Natur beglückt ist, verhindert. Die eine ist der
Krieg zwischen den Araucanern und Spaniern, wel.
cher von der Eroberung desselben an bis auf unsere
Zeiten, ohne beträchtliche Unterbrechung von Frie.
den, gedauert, und von beyden Seiten unzählige
Menschen hingerafft hat. Die zweyte, und vielleicht
vorzüglichste, ist die üble Lage, in welcher dieses Land
in Absicht der Handlung liegt, welche gleichsam die
Mutter der Bevölkerung ist. Die Chileser hatten
bis in dieses Jahrhundert keine unmittelbare Vfrbin.
düng mit Europa, und konnten ihre Produkte nir¬
gends anders als nach dem Hafen von Callao brin¬
gen: so giengen alle Arten von eingeführten und
ausgeführten Maaren durch die Hände -er peruani.
schen Kaufleute, welche folglich allen Prosit nutzten.
Gegenwärtig aber, da man die Handlung unmittel¬
bar mit europäischen Schiffen treibt, fangt dieses
glückliche Reich an, sich beträchtlich zu bevölkern,
und erhebt sich zu dem Range, wozu cs durch seine
natürlichen Vorzüge bestimmt ist. Die einzige Pro¬
vinz Maule zahlte schon im Jahr 1755 auf 14200
Weiße, welche die Waffen tragen konnten; die an¬
dern Provinzen bevölkerten sich im Verhältnis' ihrer
Größe.
Chili enthalt eine unzählige Menge kleiner
Flüsse, welche von den Cordillieren Herabkommen,
oder von diesen Quellen gebildet werden. Der grof-
sen Flüsse, die bloß in dein Gebirge entspringen, sind
hundert und drey und zwanzig, von welchen zwey und
vierzig unmittelbar ins Meer fließen, und das Wasser