124
Neue Geschichte.
waren. Auf Einrathen seiner Geistlichen und der heim⸗
lich ihm angetrauten Maintenon, einer Andächtlerin, wollte
man sie durch Dragoner zwingen katholisch zu werden;
toͤdtete ihre Prediger, schlug fie blutrünstig, steckte ihre
Kinder in katholische Waisenhäuser, und die Soldaten
schlemmten auf Kosten ihrer unglücklichen Landsleute, de⸗
nen zugleich alle Häfen und Ausgänge aus dem Neiche ge⸗
sperrt waren (1088). Doch schüchen sich an 50,000 Fa⸗
rnilien aus dem Lande, und brachten ibhre Künste und
hren Gewerbsfleiß in Verfertigung von Spitzen, Hüten,
Strümpfen und mancherlei Zeugen nach Deutschland,
Holland und England. Uiberal nahm man sie gern quf,
und der Kurfürst von Brandenburg vertheilte allein 20 000
derselben in seinen Staaten.
Ein neunjähriger Krieg begann wieder (16088). Lud⸗
wig hatte ihn auf Louvois Antrieb gewollt. — Ein großes
Bündniß brachte Wilhelm von Oranien gegen ihn zu
Stande. — In Deutschland, Spanien, Holland, Italien
und auch zur See wurde Krieg geführt, und wie wohl
Frankreich kein feindliches Heer auf seinem Voden gesehen,
manche Schlacht gewonnen und manche Festung erobert
hatte, war es dennoch durch seine Ausgaben hoͤchst erschöpft.
Es wurde Friede gemacht, in welchem aber Frankreich
nichts gewann.
Vier Jahre darauf brach der Krieg üͤber die Thron⸗
folge in Spanien aus, durch dessen vierzehnjährige Dauer
das Land ganz erschöpft wurde. Ludwig starb 1715 zur
großen Freude des Volkes, das laut üder seinen Tod ju—
belte. — Sein Hof war der glänzendste in Europa, und
reich an prachtvollen Festen; aus Rumgier unterstützte er
gute Köpfe, und beschenkte die Gelehrten, sogar auswär⸗
tige, wiewohl er die Gelehrsamkeit verachtete, und selbst
sehr unwissend war *). Auf Bauwerke verwendete er un⸗
„Wozu dient denn die Lectüre?“ fragte er einen sei⸗
ner gelehrten Hofleute. „Dazu, Stre, für den Geist,
antwortete dieser, wozu die Rebhühner ihrer Küche
dem Magen dienen!“ — — Er stiftete die Akademie—
der Wissenschaften zu Paris, wiewohl sreilich nur aus
Eitelkeit (16000). — Er hatte aber auch kaum ange⸗
