Europa.
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mancher Streck Landes, wenn er sich selbst überlassen geblieben
wäre, im Meer begraben seyn würde, und jetzt hingegen ein
Paradies ist. Denn überall, besonders in der Provinz Holland,
findet man Landhäuser, und Gärten voller Fruchtbäume, Blu¬
men rc. und eine so beträchtliche Menge schöner und großer Dör¬
fer, Kecken und Siädre, als man in einem so engen Raume
nicht leicht anderswo finden wird.
Das ganze Land wird von unzähligen Canälen durchschnit¬
ten, die so breit sind, daß 2 der größten Schiffe bequem bey
einander vorbeffahren können. Längst den mehrsten geht auf
beiden Seiten, wenigstens anfeiner, ein Weg oder Ziehpfad her.
Zu beiden Seiten derselben ist das Land m gewisse mit Deichen
emgeschloßne Oistricte, die man poifcct nennf , verweilt,
aus welchen das Wasser durch Wasserschöpfmüblen, welche durch
den Wmd in Bewegung gesetzt werden, in die höher gelegne
Canäle gebracht wird. Die meisten dieser Mühlen haben
Schöpfräder, wodurch das Wasser 4 — 5 Fuß hoch ge¬
trieben wird.
An den Küsten von Holland findet man viele unfrucht¬
bare und ganz kable Fellen, und Sandhügel, die man Dünen
nennt, und die zur Erhaltung des Landes, gegen die Meeres-
flulhen, dem Lande sehr wohlthatig find.
Landesprodukre: (s. 2. Th. S. ,15.) Hiezu be¬
merken wir noch folgendes: Das Rindvieh ist hier viel größer
und besser, als fast in allen deutschen Provinzen. Wildprel ist,
außer in Geldern undOveryßel selten. Aber Wasseroögel sind
hier desto mehr. Die Fischereyen sind sehr einträglich. Obst
und Gartengewächse siiid in einigen Landschaften mehr kaS
Werk der Kunst, als der Natur. Acker - und Gartenbau wird
mehr getrieben, als man es von der BeschaffenlM des Landes
erwarten sollte.
Landesregierung und Eintheilung. Die ver¬
einigten Niederlande machen eine aus 7 Provinzen und den da¬
zugehörigen Landschaften zusammengesetzte Republik aus. Jede
von den 7 Provinzen macht für sich eine bejondre Republik aus,
und hat ihre eigne Regierung. Allgemeine Angelegenheiten,
welche die sämtlichen Niederlande betreffen, werden durch De-
putirte aus allen Provinzen besorgt. Diese machen die Ver¬
sammlung der Geueralstaaten ans. welche ihren Sitz im
Haag hat. Der Erbstttkthalter:, jetzt Wilhelm V., Fürst