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ist, heißt er roher Kalk. Durch starkes Feuer werden diese Bestandteile in Kalk¬
brennereien aus ihm entfernt. Er heißt dann gebrannter Kalk, wird gelöscht und zu
Baumörtel verwandt. — Gips, weiße Kreide, der säst durchsichtige Alabaster,
der feinkörnige Marmor sind auch Kalkarten.
Verwitterte Steine bilden Erden. Eine solche ist
4. Die Thonerde. Sie entsteht aus verwittertem Feldspat, löst sich im Wasser
auf und bildet dann einen formbaren Teig, der in der Luft oder im Feuer wieder
hart wird. Ist sie gelblich grau, mit Sand und Eisenrost gemengt, so heißt sie
Lehm, ist sie mit Kalk vermengt, so nennt man sie Mergel (Düngemittel), ist sie
fetter und zäher als Lehm, so braucht man sie als Töpferthon. Aus Lehm ver¬
fertigt man Ziegel, Dachsteine, Drainröhren, aus Töpferthon Öfen, Geschirre,
auch Fayence (Fajangs) und Steingut. Der reinste und feinste Thon heißt Por¬
zellanerde.
Besonders harte, farbigglänzende, durchsichtige Steine heißen Edelsteine, geschliffen
Brillanten oder Juwelen. Die bekanntesten sind der wasserhelle Diamant, grüne
Smaragd, blaue Saphir, rote Rubin, rote, edle Granat, gelbliche oder grünliche
Topas. Viele Steine sind zusammengesetzt, so der Granit ans Quarz, fleischrotem
oder grauem Feldspat und glänzendem Glimmer, der rötliche Porphyr, der bläulich
schwarze Basalt, der Thouschiefer. — Die Steine sind im Wasser unauflöslich, im
Feuer unverbrennlich, auf der Zunge meistens geschmacklos.
5. Das Salz ist das unentbehrlichste Gewürz, weiß, glänzend, durchscheinend,
zerfließt an der Luft, widersteht der Fäulnis und kommt als Stein-, Quell- (Sole)
und Seesalz vor. Ersteres wird bergmännisch (Wieliczka, Staßfurt, Sperenberg
bei Berlin) gewonnen und ist manchmal so rein, daß es, gestoßen, gleich als Tafel¬
salz benutzt werden kann. Ist es unrein, so löst man es im Wasser auf, reinigt
dieses Salzwasser auf Gradierwerken (Dornenwäude) und kocht es so lange, bis das
Salz in Krystallen an der Oberfläche erscheint. Ebenso geschieht es mit dem Wasser
der Salzquellen (Halle). In der heißen Zone besorgt das Sieden des in flache Teiche
geleiteten Meerwassers die Sonne. Das Salz ist ein unentbehrliches Nahrungsmittel
für Menschen und Tiere. Man braucht es auch in der Medizin, zur Glasfabrikation,
Seifenbereitung, Herstellung anderer Salze.
Andere Salze sind Salpeter, b. h. Felsensalz. Er ist weiß, glasglänzend, bitter¬
lich scharf und kühlend schmeckend, kommt in Spanien, Ungarn, Chili in Lagern oder als
Überzug des Bodens vor und dient zum Einsalzen, sowie zur Pulverfabrikation (75 Teile
Salpeter, 12 Teile Schwefel, 13 Teile Holzkohle). Pottasche zur Seifenbereitung und
Glasfabrikation gewinnt man aus Holzasche, Soda benutzt man zum Waschen (nicht
Wolle), Glaubersalz zur Arzenei. — Die Salze haben einen eigentümlichen (salzigen)
Geschmack, meistens weiße Farbe und lösen sich leicht im Wasser auf, ohne es jedoch
trübe zu machen.
6. Die Steinkohle (das „schwarze Gold") ist schon vor Jahrtausenden aus
verschütteten, zusammengepreßten, von der Luft abgesperrten, langsam verkohlten
Wäldern entstanden. Sie ist schwarz, glänzend, fest und findet sich fast in allen
Ländern in Lagern tief in der Erde. Beim Verbrennen erzeugt sie große Hitze
(3mal größere als Buchenholz), entwickelt einen eigentümlichen, brenzeligen Geruch
und dunkeln Rauch. Man benutzt sie besonders gern zum Heizen der Dampfmaschi¬
nen, in Fabriken und Schmieden. Aber auch in Stubenöfen (Vorsicht!) und Küchen
werden jetzt viel Steinkohlen verbraucht. In Gasanstalten glüht man sie aus. Da¬
bei entsteht das Leuchtgas, welches jetzt in vielen größeren Städten zur Straßen-
und Zimmerbeleuchtung (Gasglühlicht), sowie in Küchenherden zum Kochen der
Speisen benutzt wird. In dem großen Ofen a der Gasanstalt liegen feuerfeste, mit
Steinkohlen gefüllte Cylinder (Retorten) übereinander. Aus jedem Cylinder geht
ein eisernes Rohr nach oben in ein wagerechtes Rohr b (die Vorlage). Die Hitze
des Ofens zersetzt die Steinkohlen. Es entwickelt sich daraus das Leuchtgas und