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das Verdienst des Amerikaners Graham Bell, welcher mit seiner
Erfindung im Jahre 1877 in die Öffentlichkeit trat. Mit Unter¬
stützung Stephans, des ersten Leiters der deutschen Reichspost, wurden
in Berlin die ersten Versuche mit diesen Apparaten mit so gutem
Erfolge vorgenommen, daß schon im Jahre 1881 die ersten Telephon-
Ämter in Berlin eingerichtet wurden. Die Zahl der Teilnehmer hat
sich von anfänglich etwa 1200 bis jetzt so gesteigert, daß der Berliner
Fernsprechbetrieb größer ist als der ganz Frankreichs.
Die Einrichtung des Telephons besteht in einem Magneten
von Stab- und Hufeisenform, welcher mit einer Spule von möglichst
dünnem Draht umgeben ist. Eine dünne Membrane oder Schall¬
platte aus Eisenblech steht dem Magneten mit einem geringen Luft-
zwischenraume gegenüber. Ein vor ihr angebrachter Schalltrichter sam¬
melt die durch das Sprechen erzeugten Sprachwellen. Diese bewirken
ein Schwingen und damit ein Nähern und Entfernen der Schall¬
platte von dem Magneten. Der magnetische Strom, der seinerseits
durch Induktion in der ihn umgebenden Spule Strom erzeugt, wird
dadurch abwechselnd stärker und schwächer.
Wird ein solcher Strom einem zweiten Telephon zugeführt,
das mit dem ersten durch eine Leitung verbunden ist, so verstärkt
oder schwächt er den Magnetismus, welcher in dem Magneten vor¬
handen ist, und versetzt durch Anziehen und Abstoßen die Schallplatte
oder Membrane in ähnliche Schwingungen, wie sie beim Sprechen
in dem ersten Telephon erzeugt worden sind. Auf die Weise werden
die ausgegebenen Tonlaute wiederholt.
Da das Telephon aber nur geringe Ströme zu entsenden im
stände ist, so bemühte man sich, einen empfindlichen Wiedergeber
der Töne, das Mikrophon, herzustellen. Seine Zusammensetzung ist
verschieden. Viele Mikrophone bestehen im wesentlichen aus einem
oder mehreren Kohlenstäben, die, zugespitzt, in Kohlenstegen lagern,
welche an einer Membrane aus dünnem Holz oder Metall angebracht
sind. Durch das Schwingen der Membrane werden die Kohlenstäbe
mehr oder weniger fest an die Stege angepreßt, und ein durch sie hin¬
durch gesandter Strom findet größeren oder geringeren Widerstand.
Die durch den wechselnden Widerstand hervorgerufenen Schwan¬
kungen der Stromstärke werden in die Spulen der Telephone geschickt,
wo sie entsprechende Schwingungen der Membrane hervorrufen. An¬
statt fester Kohlenstäbe werden auch Kohlengrieß oder Kohlenkörner
verwendet, welche, zwischen Kohlenplatten gelagert, empfindlicher ar¬
beiten. Zur besseren Übertragung der Stromwirkung wird in den
Mikrophonstromkreis eine Induktionsspule eingeschaltet, welche die
Spannung erhöht und bewirkt, daß der auf dem Leitungswege ent¬
stehende Verlust möglichst gering ist.
Nach H. u. W. Pataky.