Full text: Bilder aus der vaterländischen Geschichte der Neuzeit

44 11. Aus der Zeit Wilhelms I. 
zu dem Norddeutschen Bunde zusammen; das Oberhaupt des Bundes 
war der König von Preußen. Österreich hatte in Deutschland nichts 
mehr zu sagen. 
c) Dev deutsch-französische Krieg 18#0—71. 
1. Ursache des Krieges. Mer Preußens Siege und Preußens 
Macht ärgerten sich am meisten die Franzosen; sie selbst hatten keine 
Taten aufzuweisen und traten daher ganz in den Hintergrund, und das 
konnten sie nicht leiden. Sie suchten daher nach einem Vorwande, um 
mit Preußen Krieg anfangen zu können, in dem sie, wie sie meinten, 
Preußen leicht besiegen würden. Und bald fand sich auch ein Grund. 
Die Spanier hatten ihren König vertrieben und suchten nun nach einem 
neuen König; da wollten sie den Prinzen Leopold von Hohenzollern 
wählen, einen entfernten Verwandten vom Könige Wilhelm. Darüber 
entstand aberntn Frankreich große Aufregung; die Hohenzollern, hieß es, 
seien in Preußen schon so mächtig geworden, und nun sollte ein anderer 
Hohenzoller auch an der Südgrenze Frankreichs König werden! Das 
durfte nicht geschehen. Schon redete man in Paris von einem Kriege 
gegen Preußen. Aber da erklärte der Prinz von Hohenzollern, daß er 
die Krone Spaniens gar nicht annehmen wolle. Doch waren die Franzosen 
damit noch nicht zufrieden. Sie schickten ihren Gesandten zu König 
Wilhelm, der damals gerade als Kurgast zu Ems weilte, und verlangten, 
König Wilhelm solle in einem Schreiben an ihren Kaiser Napoleon III. 
erklären, er jperde niemals zugeben, daß ein hohenzollernscher Prinz 
König von Spanien werde. Eine solche Zumutung lehnte der König 
bestimmt und entschieden ab, und als der Gesandte noch eine Unter¬ 
redung mit ihm wünschte, ließ der König ihm sagen, daß er ihm nichts 
weiter mitzuteilen habe. Das sahen die Franzosen für eine große Be¬ 
leidigung an und erklärten am 19. Juli 1870 an Preußen den Krieg. 
2. Deutschlands Kriegsmacht. In Frankreich rechnete man mit 
der alten Uneinigkeit Deutschlands und meinte, Sachsen und die süd¬ 
deutschen Staaten würden nicht mit Preußen halten. Aber sie hatten 
sich geirrt. Deutschland war einig. Alle Staaten rüsteten zum Kampfe 
und stellten ihre Truppen unter den Oberbefehl des Königs von Preußen. 
Bald waren alle kriegsfertig. Moltke und Roon hatten alles aufs sorg¬ 
fältigste vorbereitet. Unaufhörlich führten die Eisenbahnzüge Soldaten, 
Pferde und Kanonen nach Westen. Aus den Wagen aber erscholl es: 
„Lieb Vaterland, magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am 
Rhein." Auf allen Bahnhöfen wurden die Krieger mit Jubel empfangen; 
Männer und Frauen eilten herbei und boten ihnen Erfrischungen dar. 
Bald standen über 450000 Mann an der Grenze. 
3. Die ersten Schlachten. Gespannt lauschte man in Deutschland 
auf die ersten Kriegsnachrichten. Gleich anfangs kamen einige ungünstige: 
Die Franzosen waren am 2. August in die deutsche Grenzstadt Saar¬ 
brücken eingerückt, die kleine Besatzung von etwa 1000 Mann hatte 
sich, wie ihr vorgeschrieben war, kämpfend auf die heranrückende 
Armee zurückgezogen. In Frankreich jubelte man über diesen großen 
Sieg und veranstaltete Freudenfeste; aber diese deutsche Stadt sollte
	        
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