" 783 Verhältnisse des Menschen.
derselben (Hrn. l^ampe) entworfen, stellen ein treues
Gemälde unfers Geschlechts dar.
Der Mensch ist von Natur gutartig. Alle seine
ursprünglichen Anlagen sind gut, alle zwecken auf et¬
was Gutes ab. Der Mensch will das Döse nie um
dcS Bösem willen, sondern er will und thut es theilS
aus Unwissenheit, indem er daß Böse für etwas Gute-
ansieht, und die Folgen davon nicht kennt; theilß auS
Gedankenlosigkeit und Uebereilung; theilß aus Verwöhr
nung, indem er in der Kindheit und Jugend, ehe er
überlegen konte, Handlungsweisen annahm, die er in
spatern Jahren, nach erkanter Schädlichkeit, wieder
ab zu legen, sich oft vergebens bemüht. Eignes Wohls
seyn und Vergnügen ist sein vornehmstes Bestreben, und
könte er diese Absichr, seiner jedesmaligen Einsicht nach,
durch Beglückung Andrer erreichen, so würde er dies
auch thun, und Niemanden kränken. Wenn er folge
lich sein eignes Vergnügen, seine eigne Glückseligkeit
auf Kosten Andrer zu erhalten sucht; so komt dies nicht
daher, weil er an solchen Kränkungen Vergnügen fine
der, sondern weil er seinen Zweck nicht anders erreichen
zu können glaubt, und weil er nicht einsieht, daß sein
Privatwohl mit der allgemeinen Glückseligkeit durch feste
Bande zusammenhängt, und daß Jeder in eben dem
Maaße für sein eignes wahres und dauerhaftes Vergnüe
gen sorgt, in welchem er das Vergnügen undWohlseyn
Andrer befördert. Diese große Wahrheit liegt für den
Blick des gewöhnlichen Menschen zu hoch, daher wird
er selbstsüchtig, neidifch und ungerecht, weil er zu kurz«
stchrig ist, zu sehen, daß er aus Selbstliebe wohlwoK
lend und gerecht seyn müfte.
Es gibt weder vollkommen gute noch vollkommen
böse Menschen, sondern bei Jedem findet eine Mischung
von