2oS
Die Weltgeschichte.
diese jetzt die herrlichsten Grundstücke um ein Spottgeld.
Dies ist die Ursache, warum noch bis auf diese Stunde
die meisten Klöster die schönsten und fettesten Landereyen
besitzen.
r - (■ - : .
Verfall des Christenthums.
Bey solchen wilden Neigungen der Christen, ihren
Mitmenschen das Schwerdt ins Herz zu stoßen; bey den
Verheerungen, die oft die Kreuzfahrer in den Landern
ihrer eigenen Religionsverwandten anrichtetcn, und über¬
haupt bey alle dem Jammer, womit Europa 200 Jahre
lang betroffen wurde, war dies noch der schrecklichste,
daß das Christenthnm in den kläglichsten Verfall ge-
rieth. Der Aberglaube brachte jene greulichen Mordzüge
hervor, und diese Züge beförderten hinwiederum die Wild¬
heit und Barbarcy nur noch mehr, die Erkenntniß Got¬
tes und seines Willens'wurde vernachläßigt, und blinder
Maulglaube und grobe Unwisstnhkit traten an ihre
Stelle. Selbst diejenigen, die die arme Heerde weiden
sollten, die Geistlichen, waren im höchsten Grade UN-
Wissend, und dabcy eben so stolz. Statt also zu unter¬
richten, herrschten sie. Nun glaubten unsere Vorfahren,
Gott zu verehren, wenn sie übsrmüthige Pfaffen in Gold
und Seide kleideten, daö Gewand derselben mit Perlen
und Diamanten schmückten, ihre Keller mit Wein und le¬
ckeren Speisen anfüllten, und Kirchen und Klöster mit
reichen Capitalen beschenkten. Das Christenthum bestand
nicht mehr im ThttN, im WÜrkm, im GkMMMÜtzig-
handtln, sondern im Glauben an die Hoheit des Pabstes
und au die Größe und Würde der Geistlichen, und die
Lugend war nicht mehr herzliche Menschen-und Bruder«
liebe, sondern Fasten, Barfusgehcn, grausame Peinigun¬
gen des Körpers, und Vermächtnisse aller Habe und alles
Guts an die Geistlichen; das nannte man Lugend. Die
jungen