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viel Fabeln erzählt. Nach der gemeinen Erzählung sollen seine
Gebeine einen angenehmen Geruch ausbrellen, welcher aber
nicht durch den Leichnam dieses Heiligen, sondern durch den
Balsam, womit die Mönche alle Tage das Grab bestreichen,
hervorgebracht wird. Auf dem Rathhause ist die Statue des
Lwius. Auch der berühmte medicmische Professor Morgagni
ist durch eine öffentliche Säule verewigt worden. Die vor¬
nehmste Nahrung haben die Einwohner von den Luchmanufaktu¬
ren, da die Einwohner von Venedig, und selbst die Adelichen
nicht ausgenommen, kein ander Tuch tragen, als was hier ge¬
macht wird. Um Padua findet mau eine Menge Vipern, wel¬
che häufig in die Apotheken verkauft werden. Man macht auch
Viperpulvec, welches vielen Abgang in der Fremde findet.
4) Verona, am Fuß eines Gebürges in einer angeneh¬
men Gegend am Etschflusse, welcher sie in 2 Theile theilt.
Einige Gassen find sehr breit, und auf beiden Seiten mit bedeck¬
ten Gängen für Fußgänger versehen. Auf dem Rathhause ste¬
hen die Statüen des Catullus, Cornelius Nepos, Plinius des
altern, als ehemaligen Stadteingebohrnen re. Sie hat 51 Klö¬
ster, einen Bischof und eine gelehrte Gesellschaft, welche Aca-
demia Philarmonicorum genennt wird, und unter andern Sel¬
tenheiten in ihrer Sammlung ein ganz Zimmer von alten musi-
kalsschen Instrumenten hat. Bey den hiesigen Seiden - und
Wollenfabriken sollen auf 2000 Personen beschäftigt seyn. Die
Gerbereyen stehn auch in gutem Ruf; es werden daher Viele
Felle und Handschuhe auswärts versendet.
5) Vicenza liegt an den Flüssen Bachiglione uyd Re-
cone, ist der Sitz eines Bischofs, und hat schöne Palläste.
Seit einigen Jahren ist hier eine beträchtliche Seidenfabrik an¬
gelegt worden, worinnen auf izoo Menschen arbeiten. Man
verfertigt viele seidne Zeuge, welche in Deutschland und Italien
guten Absatz finden. Die Nonnen in den hiesigen Klöstern ma¬
chen auch viele künstliche Blumen. Die hiesige Ackerbaugesell¬
schaft hat die ganze Landwirthschaft, den Seidenbau, welcher
im Vicentinischen in grossem Flor ist, und die Oekonomie zum
Gegenstände. Im VeronesistHen und Vlcentinischen
Gebürge wohnen Deutsche in einer Strecke von 20 Meilen von
Osten gegen Westen, und 15 Meilen in der Breite. Die im
Veronesischen sind in ,3 Gemeinen oder Commuitett vec-
theilt. Der obere Theil dieser Gegend besteht aus den schönsten,
mit Kräutern bewachsnen Bergen, die im Sommer einer be-
trächt-