§59. Von graden und krummen Linien,
eny von jemanden gefordert würde, auf der beiliegenden
Kupfertafel, Tab. i. Fig. i. v-u dem Punkt A bis zu
dem Punkt !5 eine Linie zu ziehen, so nähme er sein Lineal, legte
es an die beiden Punkte, setzte sein zugespitztes Bleistift genau
in den Punkts, zöge so lange bis ec den Punkt ß erreicht hätte.
Hiennt würde also die Forderung, eine Linie von einem Punkt
bis zu einem andern zu ziehen, erfüllt se-yn, Gesetzt, man
verlangte, ec sollte noch eine Linie von A bis ß ziehen, so daß
nun jede der gezognen Linien für sich sichtbar wäre, so setzte er
das Bleistift wieder in A und zöge bis B, hütete sich aber in
die schon gezogne Linie zu kommen. Wie werden sich beids
Linien von einander unterscheiden? die erste wird eine
hie zweite eine krUMMt Linie seyn»
wie man von jedem Punkt aus dem Papiere mit BNstiD
oder Dinte eine grade Linie ziehen- kann, so kann man vorr
ßedem gegebnen Punkte aus, wenn auch nicht eine Lime wirklich,
ziehen, sie wenigstens gezogen denken; um aber zu wissen, wo¬
hin die Linie ihre Richtung nehmen soll, so muß noch ein zweiter
Punkt gegeben seyn. Von A ans ließen sich unendlich viel
men ziohen; daß die gerade Linie Aß aber diese Richtung be¬
kam, daran war der Punkt B Schuld, und wenn man sich ei¬
nen andern Punkt z. B. in C gedacht hätte, so würde die Limo
auch eine andre Richtung, nervlich nach C hin, erhalten habe».
Man kann also sagen, daß die Richtung einer graden Lmitz
durch zwei Punkte bestimmt werde.^ Eine grade Linie ver-
ändert ihre Richtung nie, gesetzt daß sie auch noch so weit ver¬
längert würde, da hingegen eine krumme sie jeden Augenhlich
verändert.
Z§O. Fortsetzung.
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