Geschichte des Mittelalters.
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Horen, haben durch Zerstörungen zu viel gelitten, um mit Erfolg benutzt
werden zu können; die Geschichtschreiber sind bey großer Leichtgläubigkeit
und Einseitigkeit, nur für engbeschränkten Raum und mit Vorsicht zu
gebrauchen; die Gesetzsammlungen der Germanen, so wie die kirchlichen
Actenstückc, geben für Denkart und Sittengeschichte ihrer Entstehungzeit
reichhaltige Ausbeute; und die Sagen und Gesänge der Völker enthalten
manchen Schatz an Nachrichten, die beachtet und deren rein-historischer
Bestand (in so weit solches möglich ist) von dichterischer Ausschmückung
geschieden und von der Vermischung mehrer Zeitalter gereinigt zu werden
verdienen. Mit dem siebenten Jahrhunderte vermehren sich fortschreitend
die Quellen: Denkmäler, Kirchen und Gebäude; Inschriften; Münzen.
Für das Abendland entsteht ein großer Vorrath an Urkunden, dessen Be¬
nutzung noch lange nicht erschöpft ist; der gleichzeitigen historischen
Schriftsteller ist eine bedeutende Anzahl; mehre darunter zeichnen sich
durch Vollständigkeit und Glaubwürdigkeit, oft auch durch Blick und Ton
aus; bey den meisten sind Unkunde und Partheylichkeit kritisch unzwey-
deutig und können so wenig, wie Urtheile und Ansichten, die Ausmitte¬
lung der eigentlichen Beschaffenheit des Geschehenen gefährden. Die
Morgenländer unterscheiden sich durch Uebertreibung im Darstellen und
durch Ucppigkeit der Sprache.
1) Ueber Denkmäler und Münzen s. oben S. 41; Seroux d’Agincou rt
hist, de Part. Paris 1812 fll. 6 F.; G. Möller Denkmäler der teutschen
Baukunst. Darmst. 1820 fll. F.; Boisserc Einl. zum Dom in Cölnl824;
über Urkunden S. 47 fll.; Nekrologien 560; 764 fll. — Geschichtschrei¬
ber: Byzantiner §. 41 N. 1. Von germanischen Geschichtschreibern 19
Sammlungen s. d. 16ten Jahrh.; *Pertz. Hannov. 1825 fll. F.vergl. Gott.
Gel. Anz. 1826. N. 143. 144; die fränkischen von Du Chesne und Bou¬
quet u. s. w.; die italiänischen von Muratori u. s. w.; M. Frelieri Di¬
rektorium cd. I. D. Köhler 1720; 1734; ed. G. Ch. Hamberger.
Gotting. 1772. 4; Adelung Direct. Meißen 1804. 4; Z. S. Semler
Vers. d. Gebrauch d. Quellen u. s.w. zu erleichtern. Halle 1761. 8; Gh. F.
Bösler de anualium medii aevi varia conditione. Tnbing. 1788.; de cri-
lica arte in ann. m. aevi diligenlius exercenda. das. 1789; de ann. m. aevi
inierprelatione. das. 1793, 4; * chronica m. aevi 1798. 8; *Mauso 1. 2.
Bresl. 1825 f. 8; Handbuch merkwürdiger Stellen aus den Latei¬
nischen Geschichtschreibern des Mittelalters (400 — 1270). Bresl.
1813. 8. — J. D. Mansi Conciliorum Colleclio. Flor, und Vened. 1759
fll. 31 F.; G. D. Fuchs Bibl. der Kirchenvers. des 4ten u. 5ten Iahrh.
Leipz. 1780 fll. 4. 8. — P. Canciani Barbarorum leges. Venedig 1781
fll. 5 Fol. — Hülfmittel: Z. C. Krause 1789 fll.; Ch. Meiners 1793;
Ch. W. Koch *1790; 1807; F. RühsHandb. der Gesch. des Mittelalters.
Berl. 1816. gr. 8; H. Hallam view of the state ol‘Europe du ring the
midclle ages. Lond. 1818. 2. 8; t. Lpz. 1820. 2. 8; *F. Rehm Handb.
Marburg 1821. f. 5. 8; *H. Luden 1821. 2. 8; J. M. F. Fantin An-