Full text: Dr. Ludwig Wachler's Lehrbuch der Geschichte zum Gebrauche in höheren Unterrichts-Anstalten

V. Annäherung d. europ. Staaten z. pol. Syst. V7L 
uns auch jetzt blutiger Mißbrauch der Staatskraft und leidenschaftliches 
Hinausstreben über die herkömmlichen Gränzen politischer Wirksamkeit 
begegnen. Mit mißtrauischer Aufmerksamkeit fingen benachbarte Staaten 
an sich zu beobachten und vielfache gegenseitige Berührungen der Volker 
und ihrer Regierungen machten Theilnahme an fremden Angelegenheiten 
zum wesentlichen Bestandtheile des Fürstenberufes. In Jtalicn's kleinen 
Fürstenthümern ward eine durch innere Lage und äussere Verhältnisse be¬ 
dingte trug- und ränkevolle Staatskunst ausgebildet, deren Grundsätze zu 
den meisten Regierungen des südwestlichen Europa übergingen, als Ita¬ 
lien, seit Frankreichs Versuch auf Neapel sl494H Tummelplatz für die 
Reibungen Spanien's, Frankreichs und Oesterreich's geworden war. Die 
Entstehung des türkischen Reichs in Europa [1453] foderte die christli¬ 
chen Staaten zu einer scheinbaren Einheit des politischen Systems auf, 
welches jedoch von geringer Treue und Dauer war. — An Quellen und 
Geschichtschreibern ist kein Mangel; die Werke der letzteren gewinnen an 
Kunstwerth und Vollständigkeit; viele sind in der Muttersprache abgefaßt. 
— Der Schauplatz ist fast ausschließlich in Europa. 
1) Allgemeine Geschichte von Matteo Palmieri st. 1475; Dominic. An¬ 
tonius EB. zu Florenz, st. 1459; Pietro Ranzano st. 1492; Marc. 
Ant. Coccius Sabellicus ft. 1506. Werner Rolevi nk ft. 1502; 
Joh. Nauclerus st. 1510; Hartm. Schedel st. 1514. — Für Einzel¬ 
nes sind, ausser Aeneas Sylvius st. 1464, bemerkenswerth: die Florenti¬ 
ner Dino Compagni st. 1323; Giov. st. 1348, Matt. st. 1363 und 
Filippo Villani st. n. 1404; Goro Dati st. 1435 u. s. w.; die Spa¬ 
nier P. Lopez de Ayalast. 1407; Fern. Perez de Guzman ft. n. 
1450; Fernan de Pulgar st. i486 u. s. w.; die Franzosen I. Frois- 
sart st. n. 1400; Enguerrand de Monstrelet st. 1453 ; Phil, dela 
Elite de Commines st. 1509; die Teutschen Iac. Twinger v. Königs¬ 
hoven 1386; I. Gensbein st. n. 1402; Steinhvvel Weltchronik 1473; 
Conr. Bothe 1489. 
2) Ueber Erweiterung der Erdkunde s. oben S. 27. 28 und §. 70 N. 2. 
3) Ob die Erfindung des (von Ro ger Bacon st. 129% geahneten) Pulvers 
den Indern oderSinesen gehöre, ist unentschieden; durch Araber wurde dieselbe 
verbreitet; sie bedienten sich desselben in Aegypten 1249; 1331 bey der Be¬ 
lagerung von Alicante; es wurde gebraucht im englisch-französischen Kriege 
1340 und 1346. Berthold Schwarz, Dominicaner in Freyburg, scheint 
1354? Versuche damit gemacht zu haben. Kanonen waren in Löwen 1356; 
Pulvermühlen in Nürnberg 1356 und in Lübeck 1360; Handbüchsen wurden 
verfertigt.in Perugia 1364, vollkommner in Augsburg 1381. Wirksamer 
Gebrauch des Schießgewehrs in Spanien bey Montiel 1369 und im venetia- 
nisch-genuesischen Kriege 1378 stl. Musketen und Geschützkunst erst im 16 
Jahrh. — Anfang eines stehenden Heeres unter Carl VI K. v. Frankreich; 
unter Carl VII Ordonnanz-Compagnieen 1444, Freyschützen 1446; unter 
Ludwig XI Cantons 1483; Schweizer in Sold genommen 1475. 
4) Nationallitteratur im südwestl. Europa s. Ende des 13 Jahrh. Vorauf 
war gegangen die Poesie der Ritterwelt in Provenze s. 1100, in Spanien s.
	        
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