Einleitung 
i it das historische StndL n m. 
L. 
^n der Aufgabe, die Entstehung und Gestaltung des gesellschaftlichen 
Zustandes des Menschengeschlechtes aus Geschehenem zu erklären, hat das 
Studium der Geschichte einen wissenschaftlich-künstlerischen Zweck, dessen 
fruchtbare Wirksamkeit für gleichmässige Bildung des Geistes und Gemü- 
thes, der Einsicht, der Denkart und der Sitten sich als höheres Erzie¬ 
hungmittel für gesellschaftliches Seyn und Wirken veranschaulicht. Zwi¬ 
schen den Studien der Geschichte und der Philosophie findet eine bald er- 
mässigende, bald unterstützende Wechselwirkung statt; beide sollen erstreben, 
in ihrem lautersten und herrlichsten Ertrage des Volkes Eigenthum zu 
werden. Das Leben kann nicht drücken und ermüden, wenn der Mensch 
sich selbst, seine Kraft und Pflicht, seinen eigenthümlichen Beruf und sein 
Verhältniß zum Ganzen begreifen, und die Welt, für welche Jeder in 
seinem Kreise und nach den Federungen seiner Zeit thätig seyn soll, aus 
der Vergangenheit verstehen lernt. Die Geschichte berechtigt auf der 
einen Seite zum Zweifeln, ohne welches kalte Besonnenheit im vielseitig 
wissenschaftlichen Fortschreiten nicht gedeihet, auf der andern Seite erhe¬ 
bet und stärket sie zur Sicherstellung im Wollen und Handeln, indem sie 
an die dem, was geschieht, zum Grunde liegenden, bald hell und unzwey- 
deutig hervortretenden, bald auf sittlichem Glauben beruhenden höheren 
Gesetze hinweiset; sie verwahret den Menschen gegen eine doppelte Ge¬ 
fahr: den Begebenheiten untergeordnet zu werden und sich bis zum Au¬ 
genblicke Unfreundlicher Enttäuschung den Anmaassungen zudringlicher 
und mit der Wirklichkeit unvereinbarer Spekulation hinzugeben. Ge¬ 
währet das Studium der Geschichte jedem, eine in seines Lebens und 
Wirkens Gränzen bedingte Mündigkeit erstrebenden Mitgliede des gesell¬ 
schaftlichen Vereins reichen Genuß und fruchtbare Belehrung, so ist das¬ 
selbe in noch weit höherem Maaße dem sich auf den Beruf, zur Leitung 
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