Vorrede.
VII
wie vor 300 und mehr Jahren er es hauptsächlich war, von dem die
neue Ordnung der Dinge in der Kirche ausgegangen, befähigt werden,
diese wichtige Stellung in der Welt mit Sicherheit und Ehren zu be¬
haupten, so muß Weltgeschichte in ihrer weitern Ausdehnung die
Grundlage bilden. Nur die historischen Wissenschaften können als
Basis der Cultur neben die klassische Bildung treten; nur sie sind im
Stande, die neue Zeit mit der alten Welt und ihrer Cultur zu verbinden,
eine Continuität des Menschengeschlechts festzuhalten und die lebende
Generation an die todte zu knüpfen; nur die Geschichte in ihrem vollen
Umfang kann die Aufgabe der alten Sprachen, eine Vermittelung zwi-
schen Gegenwart und Vergangenheit zu bilden vollständig lösen. Ja ich
behaupte, daß nur dann das klassische Alterthum zu ächter Bildung
und Humanität zu führen vermag, wenn es in seiner Totalität erfaßt
wird und nicht wie so hänstg geschieht, auf bloße Sprach künde be¬
schränkt bleibt, wenn neben der formalen Seite, die der Philologie
anheimfällt, auch die reale Seite, die großentheils die Grundlage der
alten Geschichte bildet, Geltung erhält; würde aber dem klassischen
Studium diese breitere realistische Basis verliehen: so möchte das
Fundament der Gelehrten-Anstalten nicht sehr verschieden sein von dem
geschichtlichen Boden, auf dem die Real- und höher» Bürgerschulen
aufgebaut würden. In beiden würde das Ethische die Unterlage bilden,
in beiden ächte Dien sch enbildung Ziel und Zweck fri».
Die Real- und höhere Bürgerschulen haben indessen noch einen
andern Zweck — sie sind Bildungsanstalten fürs öffentliche bürgerliche
Leben und haben als solche die Aufgabe, eine vollständige Bürger¬
bildung zu erzielen; sie sind nicht Vorschule zu einer höher« An¬
stalt, sie sind Vorschule fürs Leben selbst; sollen sie also ihrer Be¬
stimmung genügen, so müssen sie als ein in sich geschlossenes Ganze
dastehen, wo der Zögling alles findet, was ihm dereinst als gebil¬
detem Bürger zu wissen frommt; der hier ertheilte Unterricht darf
nicht als Stückwerk erscheinen, dessen Ergänzung einer andern An¬
stalt überlassen bleibt — er mag nach dem Bildungsgrad der Be¬
völkerung mehr oder weniger umfassend und tief, allein immerhin
muß er vollständig sein. Nun ist aber die einzig sichere Basis jeder
Vürgerbildung die Geschichte; sie liefert allein den richtigen