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Da blieb denn für die Gesandten der deutschen Großmächte und des
Bundes nichts Anderes übrig, als rundweg zu erklären, „daß sie die voll¬
ständige Trennung der Herzogtümer von Dänemark und ihre Vereinigung
unter der Souverainetät des Erbprinzen von Augustenburg fordern müßten;
dieser Fürst könne das beste Recht auf die Thronfolge geltend machen, seine
Anerkennung von Seiten des Bundes sei gesichert und er habe auch die
Bevölkerung in ihrer ungeheuren Mehrheit für sich." Von dem Bundestag
ward diese Erklärung am 2. Juni ausdrücklich und fast einstimmig gutge¬
heißen. Das Londoner Protokoll vom 8. Mai 1852, dieser papierne Drache,
der die Herzogthümer hatte verschlingen wollen, war zerrissen.
Trotzdem blieb die Conferenz noch kurze Zeit zusammen und der
Waffenstillstand ward bis znm 26. Juni verlängert. Aber die Dänen hatten
sich auch hier keine Unterstützung erwerben können; sie waren nach der Con-
serenz erst recht isolirt. Die englischen Minister erklärten unumwunden,
daß Englands Ehre und Interessen nicht forderten, daß es sich an dem
deutsch-dänischen Kriege betheilige.
So gingen denn die Gesandten zu Hause, und „das Volk in Waffen"
ging wieder an seine Arbeit. Prinz Friedrich Karl war auch während der
Waffenruhe nicht müssig gewesen. Er hatte Versuche angestellt, ein Gewässer
zu überschreiten, und seine Probefahrten waren gelungen. Am 16. Juni sah
man einen Transport mit Pferden versuchsweise über die Schlei gehen.
Gleich nach dem Ablauf des Waffenstillstandes sollte der Uebergang nach
Alsen stattfinden.
Am Abend des 28. Juni setzten sich die Pioniere und die zum Rudern
bestimmte Jnfanteriemannschaft in Bewegung, um bei einbrechender Dunkel¬
heit die Kähne für den Uebergang bereit zu machen. Die überzusetzenden
Truppen machten sich auf den Marsch nach den Uebergangspunkten Satrup-
holz, Sandberg und Gammelmark. Es war ein wunderbares Treiben. Im
preußischen Lager war Alles in Bewegung, drüben tiefe Ruhe, ungestörter
Friede.
Um 2 Uhr Morgens am 29. Juni begann die Arbeit am Ufer, wo
Alles an verschiedenen Stellen bereit stand. Im Ru waren alle Kähne
aus dem Walde hervorgezogen; so leise wie möglich schleppte man sie an
den Strand, schweigend schob man sie ins Wasser, schweigend warf sich die
Mannschaft in die Fahrzeuge. In wenigen Minuten waren alle Kähne zur
Abfahrt bereit, und die Schiffer stießen ab. Am jenseitigen Ufer blieb Alles
still; Nichts regte sich, nur die leisen Ruderschläge wurden gehört.
Als die Fahrenden etwa 200 Schritt zurückgelegt hatten, änderte sich
die Scene. Der Feind war aufmerksam geworden. Es fiel ein Schuß und
bald war das ganze feindliche Ufer eine lange Feuerkette geworden. Ein
Fanal flammte ans, und Signalraketen riefen Hülfsmannschaftcn herbei.
Dennoch ging es vorwärts, jetzt so schnell wie möglich; wie zahllose Ratten
schwammen die Böte neben einander.
Es dauerte nicht lange, so entstand ein Krachen und Dröhnen, als wäre
das Ende der Welt gekommen; Granaten, Kartätschen und Gewehrkugeln
umsausten die kühnen Schiffer. Hier sinkt ein Ruder, dort ein Mann, dort
sogar ein ganzes Boot. Aber vorwärts, immer vorwärts schwimmen die
Böte, bis nach einer Fahrt von 10 Minuten die muthigen Krieger mit