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Das Zeitalter der Reformation.
Kaisers Seite. — Diesen vereinten Kräften mußten die wegen ihres
Drucks und Uebermuths allgemein verhaßten Franzosen bald weichen.
Mailand wurde erobert und der rechtmäßige Erbe Sforza zur Freude
des Volks als Herzog unter kaiserlicher Ober-Lehnsherrlichkeit eingesetzt.
Bald fiel auch Genua in die Hände der Verbündeten, und die Fran-
1522, zosen sahen sich in Kurzem über die Alpen zurück gedrängt. — Um¬
sonst unternahm im folgenden Jahr Bonnivet mit einem stattlichen
Heere die Wiedereroberung des schonen Landes. Zum zweitenmale siegten
die kaiserlichen Truppen und verfolgten die Franzosen bis tief in die
Alpen; auf dem Rückzug fiel der tapfere Bayard „der Ritter ohne
Furcht und Tadel" durch die Kugel eines deutschen Hakenschützen.
Den glücklichen Ausgang verdankte Karl hauptsächlich einem französi¬
schen Anführer, dem tapferen Connetable von Bourbon. Dieser
Fürst, nach dem König der reichste und mächtigste Edelmann in Frank¬
reich, der im Besitze von zwei Herzogthümern und fünf andern Herr¬
schaften gewesen und seine Blicke sogar auf die Königskrone gerichtet
hatte, war von dem französischen Hof zurückgesetzt und mit dem Ver¬
lust seiner bedeutendsten Besitzungen bedroht worden. Ergrimmt hatte
er sich nach Italien geflüchtet und dem Kaiser als Heerführer ange¬
boten. Als solcher zog er jetzt rachedürstend mit den aus Deutschen,
Spaniern und Italienern gemischten Schaaren über die Alpen und
träumte schon von Eroberung des Landes, als sein Angriff auf Mar¬
seille an dem capfern Widerstand der Bürger scheiterte. Bedachtsam
trat das Hper den Rückzug an und zerstreute sich dann nach allen
Richtungen.
§. 431. Schlacht von Pavia 1525. Dies kam dem König
von Fankreich, der jetzt an der Spitze eines prächtigen, mit allen
Bedürfnissen vollauf versehnen Heeres die Alpen überschritt, zu Statten.
Jp Kurzem war alles Land bis an den Tessin in seiner Gewalt. Da
<c aber vor den Mauern Pavias, wo eine tapfere Besatzung deutscher
Landsknechte mit der ghibellinischen Bürgerschaft allen Stürmen Trotz
bot, lange hingehalten ward, gelang es dem thätigen Bourbon aus
den deutschen Landen neue Schaaren von Landsknechten an sich zu
ziehen und sich mit dem spanischen Feldherrn Pescara zu verbinden.
Aber Mangel an Sold und Lebensmitteln brachte die vereinigte Armee
bald in große Noth, indeß das reiche Lager der Franzosen Alles im
Ueberfluß besaß. Diesen Umstand benutzten Bourbon und Frunds-
berg, um die Landsknechte zu einem stürmenden Angriff wider dasselbe
aufzureizen. Aus einem nächtlichen Ueberfall entspann sich eine blutige
Schlacht, die trotz der günstigen Stellung und der Tapferkeit der