122 Mittlere Geschichte.
die Fugen verstopft waren. Die Portugiesen fanden hier bereits indische Pro-
dufte und Muhamedaner, welche diese Waren von da nach dem arabischen
Meerbusen abholten. Gama schiffte bis Melinde, etwas südlich von der
Linie, und erhielt hier Männer, welche den Seeweg nach Ostindien schon ge-
Landung in macht hatten. So segelte er 5000 Kilometer quer über den Ozean, bis er am
1498** 20. Mai 1498 in den Hasen von Kalifnt 1 einlief.
Mit freudigem Erstaunen betraten die Portugiesen das langersehnte Land.
Aber bald erfannten sie, daß hier mit Schellen, Glasforallen und anderem
glänzenden Tand fein Handel zu eröffnen war. Denn die Indier waren feine
rohen Neger, sondern lebten bereits in blühendem Wohlstande; sie standen
unter einer monarchischen Regierung und hatten Städte, Mannfafturen, Handel
und Ackerbau. Gama wußte den Fürsten des Landes, den „Zamorin", für
eine Handelsverbindung mit den Portugiesen günstig zu stimmen; allein die
Muhamedaner traten dazwischen und verdächtigten die Fremdlinge als See-
räuber, so daß Gama für geraten hielt, Anfang Oftober 1498 den Rückweg
Heimkehr anzutreten. Am 29. August 1499 lief er wohlbehalten in den Tajo ein und
1499. ward von feinem König mit hohen Ehrenbezeugungen empfangen.
4. Kabral und Albnquerque. —Von nun an wurden fast in jedem
Kabral ent- I^hre neue Entdeckungen gemacht. Im Jahre 1500 fanden die Portugiesen
Brasilien ^rch Zufall das gold- und diamantenreiche Brasilien. Es schickte nämlich
1500. der König Emauuel eine zweite Flotte von dreizehn Schiffen unter Anfüh-
rung Kabrals nach Ostindien. Kabral hatte den Befehl, sich auf der Fahrt
Fahrt nach nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung möglichst westwärts zu halten. Er
Ostmdien. ^ eg unb (24. April 1500) Brasilien in Südamerika, das er für
den König von Portugal in Besitz nahm2. Eines der Schiffe wurde zurück-
geschickt, um die frohe Botschaft nach Lissabon zn bringen; mit den übrigen
Schiffen wandte sich Kabral nach dem Vorgebirge der guten Hoffnung. Unter-
wegs hatte er viel durch Stürme zu leiden, und am 29. Mai ging ein Teil
der Flotte und mit diesem der berühmte Bartholomäus Dias zu Grunde.
Endlich erreichte Kabral nach Umgehung des Kaps die Stadt Melind e, und
am 13. September lief er in Kalikut ein. Er hatte eine Zusammenkunft
mit dem Zamorin, erflärte ihm, daß er hergesandt sei, für Gold und Silber
indische Waren einzufaufen, und bat um eine Niederlage für die Waren.
Der Zamorin gewährte dies, aber die Muhamedaner griffen die Portugiesen
an und töteten einige. Kabral nahm dafür blutige Rache, verbrannte den
Indiern eine Anzahl Schiffe und ließ Kalifut beschießen. Hierauf ging er
unter Segel, schloß mit dem Fürsten von Kotschin 1 einen Handelsvertrag
und versah sich bei ihm mit einer reichen Ladung von Pfeffer und Ingwer,
mit welcher er am 23. Juni 1501 glücklich in Lissabon ankam.
Die Portugiesen erkannten nun, daß sie nur durch Waffengewalt in Indien
Gamas sich festsetzen könnten. Daher ward Vasko de Gama im März 1502 mit einer
2. Fahrt. g(0^e von zwanzig Schiffen dahin abgeschickt. Er beschoß die Hauptstadt Kalikut
und nahm mehrere sarazenische Schiffe weg, auf denen er so viel Gold, Perlen
und Edelsteine erbeutete, daß er reich belohnt nach Lissabon (10. November
1503) zurückkehrte.
1 Kalikut, Stadt an der Südwestküste (Küste Malabar) Vorderindiens. —
Kotschin, Stadt und Gebiet südlich von Kalikut.
2 Die S. 121 erwähnte Bestimmung des Papstes war später dahin erweitert
worden, daß alles Land bis zum 30. Grad westlich von den kapverdischen Inseln den
Portugiesen,das jenseits des 30. Grades gelegene Land den Spaniern gehören sollte.