582
Das achtzehnte Jahrhundert.
zukommen. Mit einem Heer von 70,000 tapfern Preußen siel er plötz¬
lich in Sachsen ein, besetzte Leipzig, Torgau, Wittenberg und das vom
König verlassene Dresden und ordnete, da August III. das vorge¬
schlagene Freundschaftsbündniß zurückwies, eine preußische Landesver¬
waltung in Sachsen an. Dadurch kamen die Hülfsquellen des frucht¬
baren Landes in Friedrichs Gewalt; die Vorrathshäuser wurden den
preußischen Heeren geöffnet, Waffen und Geschütz wanderten nach
Magdeburg; die Steuern und alle öffentlichen Einkünfte wurden für
Friedrich in Beschlag genommen. Das kaiserl. Abmahnungsschreiben
und die Klagen über Landfriedensbruch beantwortete der König mit
Bekanntmachung der in Dresden vorgefundenen Aktenstücke über die
Plane seiner Gegner. Die sächsischen Truppen hatten eine feste Stel¬
lung bei Pirna an der Elbe, wo sie nur durch Hunger zur Ueber-
gabe gezwungen werden konnten. Friedrich schloß sie mit einem Theile
seines Heers ein, mit dem andern zog er dem aus Böhmen zu ihrem
Entsatz herbeirückenden östreich. Feldmarschall Brown entgegen und
brachte ihm bei Lowositz mit viel geringern Slreilkräften eine Nieder¬
lage bei, worauf die ausgehungerten sächsischen Truppen capituliren
mußten. 14,000 wackere Streiter geriethen in Kriegsgefangenschaft.
Friedrich zwang sie in preußische Dienste zu treten; aber bei der ersten
Gelegenheit entflohen sie schaarenweise nach Polen, wo sich während
des ganzen Kriegs der sächsische Hof aufhielt. Friedrich verweilte in
Dresden und zwang das eroberte Land zu schweren Lieferungen an
Geld und Rekruten.
§. 632. Prag. Roßbach. Leuthen (1757). Die über Sach¬
sen verhängten Drangsale wurden von den Gegnern benutzt, um den
König im gehässigsten Lichte darzustellen und ihm neue Feinde zu be¬
reiten. Von allen Himmelsgegenden rückten Kriegsvölker heran, um
das kleine Preußen zu erdrücken und dann die Provinzen zu theilen.
Schweden, dessen aristokratische Regierung nach franz. Eingebung
handelte und das deutsche Reich, das in Sachsens Besitznahme
eine Verletzung des Landfriedens sah, schlossen sich Preußens Gegnern
an. Friedrich überließ den Kampf gegen die über den Rhein an die
Weser ziehenden Franzosen (die in diesem Kriege ihres frühern Waf¬
fenruhms gänzlich verlustig gingen) seinen Bundesgenossen (England,
Hannover, Braunschweig, Hessen-Cassel und Gotha); von seinem
eigenen Kriegsvolk schickte er einen Theil wider die in Preußen einge¬
rückten Russen, die jedoch bald dem geringen Heere bei Großjägern-
dorf eine Niederlage beibrachten; er selbst aber zog mit der Haupt¬
macht den Oeftreichern in Böhmen entgegen. Durch die tapfere