Object: Lehr- und Lesebuch für ländliche Fortbildungsschulen

18. Wie verbessert der Landmann seinen Boden? 
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Wärme und Luft im Boden fehlen, so kann keine Ackergare eintreten und 
der Dung nicht zersetzt werden. Die Bestellung des Bodens zieht sich weit 
hinaus; wenn sie zu früh erfolgt, schneidet sich der Acker, und die Furchen 
werden bei Trockenheit so hart, daß sie sich nicht zertrümmern lassen. Wo 
Grundwasser im Boden haust, da gibt es späte, meist traurige Ernten und 
allerlei lanzenkrankheiten. Nicht die Nutzpflanzen, wohl aber gewisse Un— 
kräuter, welche solchen Boden lieben, gedeihen prächtig. Saure Gräser, 
Binsen, Hahnenfuß, Schachtelhalm, Schmiele, Klapper, Huflattich und 
namentlich die Quecken erfreuen sich eines üppigen Wachstums. Sie sind 
ein sicheres Kennzeichen von nassen Böden. 
Sollte man solche Äcker nicht lieber müßig liegen lassen, da sie uns 
gar oft nur Ärger und Verdruß bringen? Durchaus nicht, denn wir haben 
in Deutschland keinen Boden übrig. Aber verbessern sollen wir ihn, indem 
wir ihn entwässern. Das kann auf mehrfache Art geschehen. 
Wo der nasse Boden eine Lage hat, daß man das Wasser aus einem 
kleineren Grundstück fortführen kann, da kann sich der einzelne schon durch 
Ziehen tieferer Gräben helfen. Allein damit wird die Bodenarbeit erschwert, 
der Graben muß oft wieder erneuert werden, auch wachsen leicht die Un— 
kräüter darin auf. Besser ist es, wenn man die Gräben mit Steinen etwas 
anfüllt, letztere mit Moos oder Reisig bedeckt und dann mit Erde zuwirft. 
Eine solche Anlage heißt Steindrainage. 
Dolh nur in den seltensten Fällen kann ein einzelner bei kleinem 
Grundbesitz eine rechte Entwässerung vornehmen, weil er eben das Wasser 
nicht abführen kann. Sämtliche Besitzer eines nassen Feldes müssen sich 
zusammentun, um eine solche Arbeit gemeinsam nach einem bestimmten Plane 
ausführen zu lassen. Den Plan dazu aber wird man sich am besten von 
einem Sachverständigen machen lassen, damit das Geld für die Arbeit nicht 
unnütz ausgegeben wird. Um ein größeres Grundstück zu entwässern, 
werden auf einen Hauptgraben eine ganze Anzahl Seitengräben spitzwinklig 
eingeführt und in einer Tiefe von wenigstens 1,25 m mit Tonröhren belegt, 
die dann wieder mit Erde bedeckt werden. Diese Anlagen nennt man eine 
Röhrendrainage. Da denkt wohl mancher, eine solche Arbeit ist zu teuer 
und lohnt sich nicht. Bei einer Güterversteigerung bietet man in der 
Hitze, aus Unverstand, mitunter aus Trotz auf den Ar 5—10 M mehr, 
als er wert ist. Bei der Drainage wird der Ar um ebensoviele Mark 
mehr wert, obwohl die Arbeit lange nicht soviel kostet; etwa 252,5 M 
für den Ar. In 5, wenn es höch kommt, in 10 Jahren, hat man die Aus— 
lagen wieder durch Mehrertrag an Früchten in der Tasche. Weil solche 
Entwässerungen dem einzelnen und damit auch der Gesamtheit großen Vor— 
teil bringen, so ermuntert der Staat die Leute dazu, indem er große Zu— 
schüsse gibt. Bezirks- und Provinzialverbände geben unverzinsliche Darlehen 
oder solche zu geringem Zinsfuße. Auch die Landeskultur-Rentenbanken
	        
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