Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte

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Das achtzehnte Jahrhundert. 
Zwar führten Friedrichs Name und die Gewandtheit seiner Werber aus 
allen Gauen Schaaren von Rekruten zu den preußischen Fahnen; aber den 
Abgang waffenkundiger Offiziere und gedienter Soldaten konnten selbst 
Friedrichs hohe Feldherrngaben nicht ganz ersetzen. Zur Bestreitung der 
Kriegskosten mußte er zu den drückendsten Auflagen und zur Prägung ge¬ 
ringhaltiger Geldmünzen seine Zuflucht nehmen. Wahrend er von Dauns 
Heer beobachtet in Sachsen weilte und umsonst Dresden wieder in seine 
Gewalt zu bringen suchte, ging Schlesien nach der, übrigens ehrenvollen 
Niederlage des tapfern, dem König sehr befreundeten Fouquet bei 
Luni Landshut durch die viermal überlegene Streitmacht Laudon's verloren. 
Da gab Friedrich Sachsen preis, um Schlesien wieder zu erwerben. Und 
obgleich zwei östreichische Heere sein Borhaben zu vereiteln suchten, so er- 
August reichte er doch durch den glanzenden Sieg bei Liegnitz an der Ka tzbach 
über Laudons Truppen seinen Zweck und verhinderte die Bereinigung 
der östreichischen und russischen Streitkräfte. Dagegen konnte er nicht ver¬ 
hüten, daß nicht östreichische und russische Truppen in die Mark ein¬ 
brachen, Berlin besetzten und das Erbland des Königs mit Raub und 
Verwüstung heimsuchten, bis die Nachricht von Friedrichs Anrücken sie zu 
rascher Flucht trieb. Nun nahm Daun eine feste Stellung auf einer An¬ 
höhe unweit der Elbe, um den Winter in Sachsen zuzubringen, indeß 
Soltikoff Miene machte, seine Rüsten ins Brandenburgische zu führen. 
Um Beides zu hintertreiben wagte Friedrich den verwegenen Angriff auf 
Dauns Lager, obgleich vor den aufgestellten Feuerschlünden die tapfern 
Krieger schaarenweise hinstürzten. Durch den unter Ziethens Beistand 
Nov. schwer errungenen Sieg bei Torgau gewann der preußische König Sach¬ 
sen wieder und konnte die Winterquartiere in Leipzig beziehen; aber 
14,009 Streiter bedurften keiner Herberge mehr: Daun's Lagerstätte war 
ihre Grabstätte geworden. 
§. 636. Friedrichs Bedrängn iß (1761). Nun schien Friedrich 
den von allen Seiten auf ihn einstürmenden Mißgeschicken erliegen zu 
müssen. Dresden und ein Theil von Sachsen war in Daun's Gewalt; 
durch den Besitz der Festung Glatz hatte Laudon einen Halt in Ober¬ 
schlesien; Preußen war in den Händen der Russen, in Pommern lagen 
die Schweden und über den Rhein zogen zwei französische Armeen von 
mehr als 150,000 Mann. Diesen feindlichen Streitkräften hatte Friedrich 
nur kleine aus ungeübten Neulingen bestehende Heere entgegenzustellen; 
und da Lord Bute, der Günstling des neuen Königs von England, Ge¬ 
orgs IH., dem preußischen Monarchen die Hülfsgelder entzog, so konnte 
dieser nur durch harten Druck und Erpressungen der ihm noch unterwor¬ 
fenen Landschaften, besonders Leipzigs, die Kosten zu einem neuen Feld-
	        
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