Full text: Lehrbuch der Weltgeschichte

587 
Oestreichs Kämpfe mit Preußen. 
zug aufbringen. Dazu"vermehrte sich die Zahl seiner Gegner durch den 
Beitritt Spanien's, das, seit Karls HI. Thronbesteigung mit Frank¬ 
reich verbunden, bald nachher durch den von Choiseul geknüpften Fa¬ 
milienbund der bourbonischenHöfe aufs engste mit dessen Inter¬ 
essen verwuchs. Aber muthig und entschlossen ging Friedrich den Gefahren 
entgegen. Indeß Prinz Heinrich Sachsen mir Geschicklichkeit und Erfolg 
gegen Daun vertheidigte, Ferdinand von Braunschweig im westlichen 
Deutschland die von den zwieträchtigen Marschallen Broglio und 
Soubise angeführten und aller Kriegszucht entwöhnten Franzosen glück¬ 
lich vom weitern Vordringen abhielt, suchte Friedrich selbst die Oestreichs 
aus Schlesien zu treiben und ihre Vereinigung mit den Russen zu verhin¬ 
dern. Das letztere mißlang ihm zwar, aber die Eifersucht des russischen 
Heerführers'auf Laudons Kriegsruhm hemmte auch nach ihrer Verbin¬ 
dung jedes gemeinsame Unternehmen. Dagegen machte sich Laudon nach 
der Erstürmung der Festung Schweidnitz Meister von Ober¬ 
schlesien und die Russen eroberten Kolberg und einen Theil von Pom¬ 
mern. Friedrichs Hoffnungslosigkeit und Schwermuth gab sich in den 
Briefen an seine Freunde und in seinen Gedichten kund. Schlesien 
schien an Oestreich, Preußen an Rußland fallen zu müssen. 
§. 637. Umschwung und Friedensschlüsse (1762 und 
1763). Als Friedrichs Noth am größten war, starb die Kaiserin Elisa¬ 
beth und ihr Neffe, Peter Hl-, der größte Verehrer des preußischen 
Monarchen, bestieg den Thron. Dieser Wechsel führte plötzlich einen 
Umschwung der Dinge herbei. Peter, ein gutmüthiger, aber unbesonnener, 
mit Ueberei'ung handelnder Fürst, der in seiner Bewunderung für Frie¬ 
drich so weit ging, daß er preußische Uniform trug, setzte sogleich die 
Kriegsgefangenen in Freiheit, gab in dem rasch abgeschlossenen Frieden 
nicht nur alles Eroberte zurück, sondern ging mit Friedrich ein Schutz- 
und Trutzbündniß ein, in Folge dessen eine russische Armee sich mit den 
Preußen verband. Auch Schweden entsagte der Theilnahme an einem 
Kriege, der dem Land weder Ehre noch Gewinn brachte Zwar wurde 
Peter III., (der trotz Friedrichs wohlmeinenden Warnungen durch die 
Umwandlung des russischen Militarwesens nach preußischer Weise, und 
durch unvorsichtige Neuerungen in Kirche und Staat die Russen gegen sich 
aufbrachte), nach 6 monatlicher Regierung auf Anstiften, oder doch mit 
Wissen seiner, wegen ihrer Sittenlosigkeit von Peter hart behandelten Ge¬ 
mahlin Katharina, einer Anhaltischen Fürstentochter, von einigen russi¬ 
schen Vornehmen (Orloff) auf barbarische Weise ermordet, aber Katha¬ 
rina II., die sich jetzt der ihrem Sohne Paul gebührenden Herrschaft be¬ 
mächtigte, bestätigte den abgeschlossenen Frieden. Dagegen löste sie das 
Januar 
1762. 
Mai 
17<k2.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.