Ms Friedensheld.
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allein ihm zu gehorchen hatte. Wie denkt ihr darüber? (Das Verlangen
war recht und billig. Die Not seines Volkes kennt der Landesfürst am
besten; er muß daher auch am besten wissen, wie und wann das Volk zu
schützen ist. Dazu kam, daß Brandenburg ein in damaliger Zeit bedeutender
Staat geworden war; sein Herrscher war der Retter Deutschlands geworden.)
Wie schuf der Große Kurfür st ein stehendes Heer? Er ordnete
an, daß alle Offiziere und Soldaten seines Heeres ihm als ihrem obersten
Kriegsherrn den Eid der Treue schwuren. Wer sich nicht fügen wollte, wurde
kurzerhand entlassen. So blieben nur etwa 3000 Mann übrig. Mit ihnen
bildete der Große Kursürst die erste stehende Heeresmacht in Brandenburg.
Die Vergrößerung und die tüchtige Ausbildung des Heeres war des Kur¬
fürsten nächste Sorge. Allenthalben ließ er neue Soldaten anwerben. Das
lichtscheue Gesindel war ihm zuwider; er nahm nur zuverlässige Leute an,
am liebsten Landeskinder. So brachte er seine Armee nach und nach auf
28 000 Mann. Die Soldaten erhielten gleichmäßige Kleidung und Bewaff¬
nung und reichlichen Sold, so daß sie auf Raub und Plünderung nicht mehr
angewiesen waren. Der Kurfürst gab genaue Vorschriften, nach denen die
Truppen ausgebildet wurden. Dabei wurde er von tüchtigen Ratgebern, so
vom Feldmarschall Derfflinger, dem Schöpfer der brandenburgifchen Reiterei,
unterstützt.
Vertiefung.
Warum war die erste Sorge des Großen Kurfür st en
auf die Bildung eines stehenden Heeres gerichtet?
Warum stellte er in dasselbe nicht nur Landes¬
kinder ein? (Brandenburg war nur schwach bevölkert.)
Wie unterschied sich das stehende Heer von den
alten Söldnerheeren? (Es blieb auch in Friedenszeiten unter
den Waffen. Es wurde nach einheitlichen Vorschriften ausgebildet und durch
stete Übung kriegstüchtiger gemacht. Es war dem Landesherrn zur Treue
und zum Gehorsam verpflichtet.)
Welche Bedeutung hatte die stehende Heeresmacht
für das Land? (Sicherer Landesschutz.)
Inwiefern hatte der Schwedenkrieg die Vorteile
des neuen Heeres bewiesen?
Überschrift?
Zusammenfassung: Des Großen Kurfürsten Sorge für den Landesschutz.
Beziehung zur Gegenwart: Die Notwendigkeit eines starken deutschen
Reichsheeres.
An dieser Stelle bietet sich Gelegenheit, eine Parallele mit der Gegen¬
wart zu ziehen. Unser Deutsches Reich besitzt eine große Wehrmacht, einen
kräftigen Landesschutz. Die Hauptsorge unseres Staates und unseres Kaisers
ist auf die Stärkung dieser Wehrmacht gerichtet. Nichts ist unserm Kaiser
teurer als der Friede; aber er weiß, daß er sür ihn durch nichts besser sorgen
kann als durch Stärkung und Mehrung der Wehrkraft.
Warum ist ein starkes, kriegstüchtiges H^eer für
unser Vaterland notwendig?
Das Militärwochenblatt schrieb im Jahre 1890 (Nr. 54):
„Das Heer ist wohl mit einem Deiche verglichen worden, der reich-