Full text: Lehrbuch der Geschichte zum Gebrauche bey Vorlesungen auf höheren Unterrichtsanstalten

46 Einleitung 
vereinzelte Bruchstücke, ohne Rücksicht auf Zusammenhang; 
wo Bindung ud Ergänzung derselbe» sichtbar werden, lst 
jüngere Bearbeitung zu verMuthen; überall zeiget sich ge¬ 
wöhnlich naktoiielle Absichrltchkeik. Um sie als Zeugniß gel¬ 
tend zu machen, kömmt in Betrachtung, wie allgemein und 
tiefgewürzelt sie sind, weiche Angemessenheit zur vorhande¬ 
nen beglaub'glen Geschichte sie haben, von welcher Beschaf¬ 
fenheit der Charakter (überden sie umgekehrt oft Anschluß 
gewähren) des Volks ist, dem sie angehören, und ob sie mit 
bewahrten Zeugnissen und Einrichtungen unvereinbar scheinen 
oder wann und von welcher Bedeutung sie Widerspruch er¬ 
fahren haben? — Die Sage wird befestigt und unterstützt 
durch die Sprache, in deren Vortath, B ldUng Und vocwal- 
tendem Geiste sich die Eigenthümlichkeit einer Natron Und ei¬ 
nes Zeitalters abspiegelt, obgleich nur zu oft die chronologi¬ 
sche Bestimmtheit zur vollständigen historischen Benutzung 
verM'ßt wird; durch Volkspoesie, welche die Ueberlieferun- 
gen, freilich oft in bunter Mischung, sammelt Und gestaltet; 
durch Einrichtungen und Feierlichkeiten, welche Malzeichen 
für einen in Folge voraufgegangener Veränderungen erwach¬ 
senen Zustand, für das Daseyn einer Begebenheit oder einet 
Person sind; und durch stumme Denkmäler, welchen die Sa¬ 
ge zur Grundlage oder fortlaufenden Erläuterung dienet. 
Mythus im strengeren Sinne ist schon Kunstwerk, aus Sagen und 
mannigfaltigen Wahrnehmungen zur anschaulichen Betrachtung 
. gestattet. Allegorie, gleichviel ob sie aus der mit Armuth der 
sinnlichen Ausdrucks ringenden Vorstellung öder aus absichtlich - 
bildlicher Verhüllung eines Gedankens oder einer Erfahrung ent¬ 
standen ist, kann nur auf das vorsichtigste von der höheren Kritik 
historisch berücksichtigt werden, 
36. 
B) Denkmäler, häufig schärferer chronologischer Be- 
zeichnung ermangelnd und zur historischen Benutzung, welche 
Nack sicher gestellter Aechrhelt, von Kenntniß ihres Zeitalters, 
ihres Gegenstandes und ihrer Bedeutung abbänget, der er¬ 
läuternden Sage oder schriftlichen Ueberlieferung bedürfend,
	        
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