Metadata: Leitfaden der allgemeinen Weltgeschichte

§ 199. Schule und Wissenschaft. Die schöne Litteratur. 547 
gedeihen, und wenn es auch viele Schriftsteller gab, so verdienen 
auf dem Gebiete der Belletristik nur wenige Beachtung. Doch 
war durch Luthers Bibelübersetzuug die Sprache der sächsischen 
Hofkanzlei, an welche sich Luther hielt, die gemeinsame deutsche 
Sprache geworden. Luther, Paul Fleming (f 1640) und 
Paul Gerhardt (f 1675) dichteten Kirchenlieder für die neue 
Religionsgemeinschaft. Ihnen stellen sich zur Seite der Jesuit 
Friedrich von Spee (f 1635) und der Priester Johann 
Scheffler (Angelus Silesius ft1677). Gryphius (t 1664), 
Opitz (f 1639) und Logau (f 1655) waren Kunstpoeten. Die 
Dichtungen von Hagedorn (f 1754) und Gellert (f 1769) 
zeichnen sich durch ihre Gemütlichkeit und die Reinheit ihrer 
Sprache aus. Miuder wichtig sind Kleist (f 1759), IIz (f 
1796) und Gleim (f 1803). Erst am Ende dieses Zeitraumes 
begegnet uns Klopstock, der erste klassische Dichter, der 
Sänger der Messiade (f 1803). Durch seine Oden vorzüg¬ 
lich brachte er das deutsche Volk wieder zum Bewußtsein seiner 
herrlichen Sprache. Neben K lop stock steht als dramatischer 
Dichter Gotthold Ephraim Lessing (f 1781) da. 
551) Dagegen hatten Italien, Spanien, England und Frank¬ 
reich im sechzehnten und siebzehnten Jahrhundert die Glanzperiode 
ihrer schönen Litteratur. Luigi Ariosto (f 1533) zeigte sich 
in seinem „Rasenden Roland" als das originellste Genie auf 
dem Gebiete der epischen Poesie. Torquato Tasso (f 1595) 
gilt als der Fürst aller europäischen Dichter. Sein „Befreites 
Jerusalem" erlebte mehr als hundert Auslagen. Reben Tasso 
darf der Portugiese Luis de Eamoens (Kamohnsch, f 1579) 
genannt werden, der in seiner „Lusiade" die Unternehmung 
Vasco de Gamas nach Indien besang. Miguel Eervantes 
de Saavedra (f 1616) erwarb sich durch seinen „Don 
Quixote" (Kichchöte) unter allen gebildeten Völkern Ruf. Lope 
de Vega (-j- 1635) und Eald sron (f 1681) begründeten in 
Spani^en das geistliche^Drama. In England glänzte Wil¬ 
liam Shakespeare (Schekspihr, f 1616) als Dramatiker und 
Schauspieler zugleich. John Milton (f 1674), der Dichter 
des Verlorenen Paradieses, kann wohl der englische Klopstock ge¬ 
nannt werden. In Frankreich erregte Franz Rabelais 
y (t 1553) frühe Aufsehen durch feinen satirischen Roman. Peter 
Corneille (f 1684) war der Vater des französischen Trauer¬ 
spiels. Sein Nebenbuhler ist Jean Racine (f 1699). Als 
Meister eines schönen Stiles gelten die Bischöfe Bossnet (f 
1704), Fenelon (f 1715) und Massillon (f 1742), sowie 
der Jesuit Bourdaloue (f 1704). Die drei letztem gelten zu-
	        
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