Das deutsche Reich bis zum Ende des elften Jahrhunderts. 215
helfen, brachte ein Priester in Rom, dem seiner Frömmigkeit wegen
Geldspenden für kirchliche Zwecke zuzufließen pflegten, es mit solchem
Gelde dahin, daß er selbst gewählt wurde, und die beiden andern zurück¬
traten. Der Versuch zur Beseitigung des einen Aergernisses war ein
neues Aergerniß. Da kam im Jahre 1046 Heinrich nach Italien, und
durch ihn bewogen hielt der neue Papst, Gregor VI. genannt, in Su-
trium ein Concilium, wo er sich selbst als unwürdig bezeichnet und
seine Würde niederlegte. Auf Begehren der Römer ernannte Heinrich
einen Papst. Seine Wahl traf den Bischof Suidger von Bamberg,
den ersten in einer Reihe von sechs deutschen Päpsten, welche nach der
Zeit der Verwirrung eine bessere Zeit begründeten. Zum zweiten
Male seit Otto I. half der Einfluß des deutschen Königs, und die
deutsche Kirche rettete die gesammte Kirche durch die Päpste, die sie,
in jener Zeit die blühendste, ihr lieferte. Nachdem Heinrich nebst seiner
Gemahlin Agnes von dem neuen Papste Clemens II. die Kaiserkrone
erhalten, ging er nach Süditalien, um Angelegenheiten der dortigen
Fürstenthümer zu schlichten. Es war eine Herrschaft der Normannen
in der Bildung begriffen. Söhne eines der in Frankreich angesiedelten
Normannen, Tankreds von Altavilla, kämpften gegen die Oströmer,
und Wilhelm der Eisenarm hatte sich schon Apuliens bemächtigt und
dasselbe seinem Bruder Drogo überlassen. Drogo wurde von Heinrich
als Graf von Apulien bestätigt. Clemens starb schon im Jahre 1048,
und als sein Nachfolger, Bischof Poppo von Briren, Damasus II. ge¬
nannt, nach wenigen Tagen ebenfalls starb, folgte der Bischof Bruno
von Tullum aus einer elsässischen Grafenfamilie als Leo IX. Unter
ihm wurde das Werk einer inneren Erneuerung der Kirche mit Nachdruck
betrieben, wobei ein Mann mit Namen Hildebrand, der seinen Lehrer
Gregor VI. nach dessen Entsagung nach Deutschland begleitet, dann in
dem Kloster Cluniacum in dem westfränkischen Burgund als Mönch ge¬
lebt hatte, sich unter den in Sinn und Auftrag des Papstes wirkenden
Männern auszeichnete. Da die Verfolgung des Zieles nothwendig
auch zur Untersuchung der Grenzen, welche für den Einfluß der welt¬
lichen Macht auf die Kirche zu ziehen seien, führen mußte, war ein
Kampf mit dieser Macht und zunächst mit der kaiserlichen Macht unaus¬
bleiblich. Für diesen bevorstehenden Kampf war die Gestaltung der
Verhältnisse im südlichen Italien wichtig. Die Ausbreitung der nor¬
mannischen Macht erregte die Besorgnisse des Papstes. Leo IX. suchte
in Deutschland Hülfe, kehrte, mit der Reichsstatthalterschaft über das
Herzogthum Benevent beauftragt und begleitet von Kriegern, die sich
ihm freiwillig angeschlossen, nach Italien zurück. Er kämpfte, nachdem
er von den Oftrömern Truppen erhalten und andere aus dem Kirchen¬
staate aufgeboten, im Jahre 1053 mit den Normannen, sowohl denen von