und die Bildung des Abendlandes in der Zeit der Kreuzzüge. 285
Trost gefunden, statten dankbar für spätere Pilger durch Errichtung von
Anstalten zu deren Anfnastme und Pflege gesorgt. So erstielt sich zwi¬
schen dem steiligen Lande und Europa eine Verbindung, durch welche
Alles, was dort geschah, stier seinen Widerstall fand. Auch vermehrte
Alles, was im Abendlande erschütternd und zerrüttend wirkte, die Zahl
der Waller. Ganz besonders mußten Ereignisse, wie der Streit zwischen
Gregor VII. und Heinrich IV., welche die Grundlage des geselligen
Zustandes erschütterten, vielfach die Sehnsucht wecken, der Tsteilnahme
an den Händeln der Welt und dem Anblick ihres Elendes für eine Zeit
durch eine Reise zu entgehen, von der man neue Stärke mitzubringen
hoffte. Doch den sich mehrenden Wallfahrten stellten sich größere Hin¬
dernisse in den Weg. Unter der Herrschaft der Kalifen waren die Wall¬
fahrten nicht gehindert worden, und der Gottesdienst hatte nur ein minder
öffentlicher werden müssen. Eine sehr fühlbare Verschlimmerung trat
mit der Besitznahme des Landes durch die Fatimiden ein. Schon Papst
Sylvester II. suchte zur Zeit, da Viele die Vollendung des ersten Jahr¬
tausends seit Geburt des Heilandes in dem Lande seiner Geburt feiern
wollten, im Abendlande kriegerische Begeisterung gegen die Ungläubigen
zu wecken. Noch härterer Druck aber wurde auf die Christen im Mor¬
genlande durch die Seldschuken gelegt, und von ihm mußten auch die
Pilger des Abendlandes betroffen werden, von welchen, wie es schon
unter den Fatimiden geschehen war, ein Einzugsgeld gefordert wurde.
Gregor VII. trug in seiner großen Seele den Gedanken, wo möglich,
an der Spitze eines Heeres die Eroberung des heiligen Landes zu ver¬
suchen. Die Entwicklung der ihn näher umgebenden Verhältnisse hin¬
derte die Ausführung. Unter Urban II. ward der Gedanke mit neuer
Lebhaftigkeit angeregt, als Peter von Amiens, der Einsiedler genannt,
aus dem heiligen Lande zurückkehrte und, von dem Papste ermuntert,
Italien und Frankreich durchzog, um mit wunderbarer Beredtsamkeit die
Leiden der Christen im Morgenlande zu schildern und den Willen Gottes,
daß das heilige Land gerettet werden solle, zu verkünden. Ein Concil
zu Piacenza, wo nach Behandlung der Simonie und der Cölibatsver-
letzung, sowie der Verhältnisse Heinrichs IV., auch diese Angelegenheit
zur Sprache kam, überdies Gesandte des Kaisers Aleriuö um Hülfe gegen
die Türken baten, brachte in vielen der Laien, die dort zusammenge¬
strömt waren, den Entschluß zur Reife, für das heilige Land zu streiten.
Noch weiter wurde die Angelegenheit durch das noch in demselben Jahre
gehaltene Concil zu Clermont gefördert. Des Papstes Aufforderung zu
dem heiligen Kriege riß Tausende hin, und die Kirche, in den versam¬
melten Bischöfen vertreten, erklärte, daß denjenigen, welche aus wahrer
Andacht, nicht aus Verlangen nach Ehre oder Gewinn, die Waffen
ergreifen würden, die Tsteilnahme an der Unternehmung für alle Buße