Full text: Fünfzehn Jahrhunderte (Bd. 2, Abth. 1)

nach dem Ende der Kreuzzüge. 
421 
nach Genua und von hier zur See nach dem immer noch entschieden 
gibellinischen Pisa, wohin ihm das feindliche Florenz den Weg zu Lande 
versperrte, ohne daß er mit seiner sehr zusammengeschmolzenen Kriegs¬ 
macht denselben sich mit Gewalt öffnen konnte. Seiner Thätigkeit im 
obern Italien hatte König Robert von Neapel nicht gleichgültig zuge¬ 
sehen. Als Heinrich in Rom erschien, fand er Welfen und Gibellinen, 
die Familien der Orsini und Colonna an der Spitze, im Kampfe gegen 
einander, und die elfteren hatten, von Neapel und Florenz aus unter¬ 
stützt, Capitol, Engelsburg, Vatikan und Peterskirche besetzt. Der 
Papst, der während seines Aufenthaltes in der Ferne durch Legaten den 
Kirchenstaat regieren ließ, hatte auch Legaten zur Vollziehung der Kaiser¬ 
krönung abgesandt, die indeß in der Kirche des Lateran ftattsinden 
mußte. Wie bei früheren Römerzügen, verließen die deutschen Großen 
nun Italien, und wenn Heinrich als Kaiser im alten Sinne, wie Dante 
es in einer Schrift darftellte, walten sollte, war er auf die in Italien 
ihm befreundeten Kräfte beschränkt. Doch der Versuch, Florenz zu de- 
müthigen, mißlang. Rom ward nicht völlig unterworfen, und in der 
Lombardei lebten die Welfen wieder auf. Da die feindliche Partei ihren 
Anhalt an König Robert hatte, schien ein Kampf mit diesem über das 
Schicksal des neu begründeten Kaiserthums entscheiden zu müssen. Zu 
dem Ende verband Heinrich sich mit König Friedrich von Sicilien, dem 
Hauptgegner des Hauses Anjou, und ernannte ihn zum Reichsadmiral. 
Während dem Angriffe ein Rechtsverfahren gegen Robert als wider¬ 
spenstigen Vasallen vorherging, erließ der Papst, von Philipp gezwun¬ 
gen, Warnungen und Drohungen gegen den Kaiser, der in dieser Sache 
sich dem Willen des Papstes nicht fügen zu müssen glaubte und seine 
Rüstungen in der Hoffnung fortsetzte, durch die verbundene Seemacht 
Siciliens und Pisa's einen entscheidenden Schlag zu führen. Doch als 
der Kaiser sich im Jahre 1312 von Pisa aus iu Bewegung gesetzt, starb 
er jenseits der Stadt Siena, auf die er einen vergeblichen Angriff ge¬ 
macht hatte. Die gegen Neapel vorbereitete Unternehmung kam nicht 
zur Ausführung. Friedrich, der in der Erwartung, daß Heinrich von 
Norden in das feindliche Reich einrücken würde, schon die Küsten Apu¬ 
liens verheert hatte, sagte sich von den Pisanern los, und diese hatten 
sich gegen ein von Truppen Roberts verstärktes welfisches Heer allein 
zu wehren, worauf Robert, da er immer noch nach der Herrschaft Ita¬ 
liens strebte, einen Frieden zwischen ihnen und den Florentinern ver¬ 
mittelte. Die Sache der Welfen schien in ganz Italien zu siegen. Doch 
bildeten einzelne gibellinische Führer ein bedeutendes Gegengewicht. 
Während Maffeo Visconti eine Anzahl der übrigen lombardischen Städte 
sich unterwarf und allmälig aus den Bestandtheilen des ehemaligen 
lombardischen Bundes ein Fürstenthum bildete, entstanden ähnliche Herr¬
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.