Geographie Italiens.
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5. Demnach hat das Land Tiefländer a) das einzige ausgedehnte zwischen
den Alpen und dem Apennin, nach dem adriatischen Meere geöffnete, nach W.
in eine schmale Spitze zulaufende, einen Flächenraum von 700 iüM. umfaßende
des Po (s. 6). b) das amArnusff. sumpfig und unfruchtbar (die Maremmen).
c) die lat in isch e Ebene amAusfi. des Tiber, nach S. in den p omp tin isch en
Sümpfen endend, d) das überaus reich gesegnete tiefe Campanien, Campania
felix, e) im O. die etwas ausgedehntere.aber zum Theil wasserlose apulisch e
6. Wenn es auch wenige bedeutende und weithin schiffbare Flüße zählt,
so muß doch das Land ein reich bewaßertes heißen, da fast überall von
den Gebirgen heraus starke Bäche und Flüße strömen. Die Tiefebene im N.
ist geradezu von einer Menge Gewäßern und Rinnsalen durchschnitten. A. In
das adriatische Meer strömen hier, alle an ihren Ausflüßen mehr oder weniger
ausgedehnte Sumpflagunen bildend: der 8ontius (j. Jsonzo), häufig für
Italiens Grenzstrom gehalten, der aus vielen Wasserstürze bildenden Quellen
entstehende Timavus1) (Tagliamento), die Liquentia2 *), der erst bei Spätern
genannte klavis (Piave), der Medoacus, auch ein durch Zuströmungen gebildeter
SumpfseeO) (Brenta). Aus den rätischen Alpen kommt in schnellem Laufe
herab der Atliesis (Etsch, Adige) und wendet sich ostwärts dem Meere zu. Unweit
seiner Mündung und mit ihr verflochten hat in einem sumpfigen in daS Meer
hinauswachsenden Delta seine Ausströmung Italiens bedeutendster Strom, der
Padus (Po, ’HQiöavog). Auf den cottischen Alpen entspringend, sammelt er
in sich die den Alpen und den Nordapenninen entströmenden Gemäßer, von
denen die bedeutendsten und geschichtlich merkwürdigsten sind: l. Ticinus, am
F. der Alpen den lacus Verbanus (Lago maggiore) bildend, Aduas (1. Larius,
S. v. Como)4), Ollius (1. Sebinus, Oglio, S. v. Iseo), Mincius (l. Benacus,
Mincio, Gardasee), r. Tenarus (Tanaro), Trebia und Renus. Bon den zahl¬
reichen Flüßen^ welche von dem Apennin dem Adriameere, meist in kurzem
Laufe zueilen, erscheinen uns als die nennenswertesten der Rubico, Metaurus,
Aternus, Frento5) und Aufidus. — B. Der tarentinische Busen empfängt die
Flüße Bradanos, Siris und Krathis. — C. In das tuscische Meer strömen:
d. Silarus (in den B. von Pästum), d. Volturnus, mit feinen aus entgegen¬
gesetzter Richtung kommenden Quellarmen ein bedeutendes Gebiet des Apenninen-
hochlands umfaßend, d. Liris (j. Garigliano), der Tiberis (Tiberinus), nach dem
Padus Italiens größter Strom, von dem nördlichen Apennin entspingend, in
vielen Windungen zuerst südl. fließend, dann westwärts dem Meere zubiegend.
Unter seinen Nebenflüßen sind die merkwürdigsten l. d. Clanis und die Cremera,
r. der Nar6), die kleine Allia und der Anio. Nordwärts sind noch zu nennen
Umbro, Arnus und Macra. — D. Gebirgsseen finden sich auch außer den unter
A. genannten häufig. Die wichtigsten sind: auf dem vom Apennin nach dem
tuscischen Meer sich erstreckenden Hochlande d. Trasumenus in engem Felsen-
kessel, der mit reizenden Ufern umgebene Volsiniensis (j. v. Bolseua) und süd¬
wärts der Sabatinus, südlich von der Tiber der Albanus und im höchsten Gebirge
der beträchtliche Fucinus. Der Avernus und Acherusia sind durch ihre Schwefel¬
dünste berühmt7).
7. Zwar hat Italien nicht die unendliche Manigfaltigkeit Griechenlands,
aber es vereinigt doch in sich eine Menge von Gegensätzen. Der Übergang von
dem Hochgebirge zur Tiefebene ist schroff im N., sonst allenthalben vermittelt und
1) Verg. Buc. 8, 7. Ge. III 475. Aen. I 244. — 2) Plin. H. N. Itl (18) 22. —
3) Strab. 292, 20. — 4) ’ASvag Strab. 263, 7. — 5) Plin. H. N. III (11) 16, j. Far¬
tore, weshalb die Lesart Ferior Wahrscheinlichkeit hat. — 6) einer seiner Zuflüße
bildet den S. Velinus. — 7) über den ersten Verg. Aen. VI 273 ff.
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