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Das diesseitige Gallien und Jllyrien.
Und diese zwangen sie selbst an ihre Unterwerfung alles gu setzen. Seit 238
gaben die abgehärteten Ligurer, indem sie von ihren rauhen und armen
Bergen herab die römischen Marken stets plündernd heimsuchten, zu 80 Jahre
sich fortsetzenden Kriegen Veranlaßung, welche indes auf den Gang der Ge¬
schichte keinen wesentlichen Einfluß übten, sondern nur zur Übung der römischen
Krieger in entbehrungs- und mühereichen Feldzügen dienten^). Beiden Boiern
war ein neues Geschlecht erwachsen, welches der frühern Niederlagen (§ 135,
1) vergehen. Die Lust, statt am Herd zu hocken die reichen Gegenden Mittel¬
italiens zu plündern, erwachte von neuem. Die Häupter, Atis und Galatos,
riefen im geheimen Schaaren über die Alpen herbei, und als diese angekommen,
erhob sich 237 das Volk und zog gegen Ariminum. Rom fürchtete die schwerste
Gefahr; aber die Boier zerfielen mit ihren überalpischen Genoßen. Atis und
Galatos wurden als die Urheber des Plans von ihrem Volk erschlagen und
eine offene Feldschlacht entspann sich zwischen den Einheimischen und Fremden.
Die Ankömmlinge giengen über die Alpen zurück und die Boier legten sich zur
Ruhe^).
2. 232 setzte der Volkstribun G. Flam inius unter heftigem Widerstre¬
ben des Senats den Antrag durch, daß die Fluren des picenischen und senoni-
schen Gebiets in gleichen Loosen an die armern Bürger vertheilt werden soll¬
ten. Es war dies eine weder neue, noch zur Sicherung von Italiens Besitz
und Erhaltung eines kräftigen Bürgertums unnützliche Maßregel, gerecht und
wolverdient nach den Ungeheuern Opfern, welche die Bürgerschaft im ersten
punischen Kriege gebracht hatte; dem Urheber derselben ward aber von der sich
bildenden neuen Aristokratie nicht allein vorgeworfen, daß er zu einer dem
Staat gefährlichen Agitation das Beispiel gegeben, sondern auch die Schuld
aufgebürdet, daß er die Gallier, welche in der Ackervertheilung die Absicht der
Römer sich auch ihres Landes zu bemächtigen gesehn, zum Kriege aufgereizt
habe^). In der That rüsteten sich bald darauf die beiden mächtigsteir Stämme,
die Boier und Jnsubrer, Rom noch einmal das Schicksal zu bereiten, das ihre
Vorfahren über die Stadt gebracht. Sie wandten sich deshalb an ihre Stam¬
mesbrüder im jenseitigen Gallieir und von ihren Versprechungen gelockt kamen
unter Concolitanus und Aneroestes Schaaren, so stark und so wol gerüstet
wie niemals vorher noch nachher, über die Alpen (Ga saten)Ü- Die Rö-
mer, von den Bewegungen bald benachrichtigt, rüsteten mit aller Kraft und
ganz Italien schaarte sich mit größter Bereitwilligkeit unter ihre Fahnen; es
wüste, daß es für Rom fechtend zu eigner Verteidigung stritt. 700000 Mann
zahlte man, die man im Notfall gegen die Gallier aufbieten konnte, welche ob¬
gleich sie gegen die mit den Römern verbündeten Cenomanen und Veneter
Truppen in der Heimat laßen mußten, dennoch 500000 Mann Fußvolk und
20000 Reiter und Wagenkämpfer stark, 225 unter furchtbaren Verwüstungen
in Etrurien eindrangen ^). Da sich bei Clustum bereits bedeutende römische
Streitkrafte gesammelt hatten, machten sie Halt, lockten die Gegner durch ver¬
stellten Rückzug nach Fasula hin zur eilfertigen Verfolgung und schlugen das
1) Zonar. XIII 18. Vgl. Liv. XXXIX 1. — 2) Polyb. 11 21, 1-6. Vgl.
Momms. 1 528, der aus Zonaras und Orosius ergänzende Nachrichten einwebt. —
3) Polyb. II 21, 7 — 9. 4 Jahre später setzt das Gesetz Cic. Cat. mai. 4, 11, vgl.
de inv. II 17, 52. Ac. prior. II 5, 13. Momms. I 533. 794. 528. — 4) Polyb. 11
22 — 23, 1. Gäsaten kommt von gaesum, dem keltischen Wort für Speer, also
Speerlente. — 5) Polyb. II 23, 1 — 24, 17. Nach Eutr. 111 5 und Oros. IV 13 hatte
der Annalist Q. Fabius die Streitmacht der Römer auf 800000 M. angegeben; Pliu.
b. r>. 111 20 (24), 138 gibt 870000 M. an. Wenn Liv. ep. XX nur 3Ö0Ö00 genannt
werden, so sind jedesfalls nur die wirklich znm Kampf verwendeten berücksichtigt.