Q. Sertorius. — Der Gladiatoren- oder Spartacische Krieg. Z05
Zwar wehrten sich noch mehrere Städte, am längsten Urania (Osma), Clunia
und Calaguris, das selbst noch aushielt, als schon der Hunger zum Genuß
von Menschenfleisch zwangt), aber die letzten Reste des Sertorianischen Kriegs
erlagen doch schnell'). Metellus ordnete die jenseitige, Pompeius die diessei¬
tige Provinz und der letztere zog darauf mit seinem Heere nach Italien, auf
den Pyrenäen ein den Sieg über die Hispaner verkündendes Denkmal zurück¬
laßend 3).
Der Gladiatoren- oder Spartacische Krieg.
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1- Warend noch Q. Sertorius in Hispanien stritt, die Seeräuber auf
das dreisteste alle Meere beherschten, in Dalmatien und Makedonien gegen die
kriegerischen wilden Stamme die römischen Waffen mühsam Erfolge errangen
und in Osten der grimmigste Feind Mithradates ungebrochen den Kamps er¬
neuerte, erhob sich in Italien selbst ein Sklavenkrieg, gewaltiger als die Kämpfe,
in welchen auf ©teilten die grausame Unterdrückung des Menschenrechts —
die schmachvolle Folge der heidnischen Weltanschauung — zu rächen versucht
worden war. Räubereien von Sklaven waren nichts seltnes in Italien, seit
beiden Bürgerkriegen die Herren sich ihrer zur Vollführung ihrer gewaltsamen,
Absichten bedienten doch lag jenen stets ein einzelner Antrieb , nicht ein
großartigerer Plan zu Grunde; ein solcher konnte nur von da ausgehn, wo
die Sklaven kriegerisch tüchtig am tiefsten ihr entsetzliches Elend empfanden
und die Kraft zur Rache und Erwerbung der Freiheit in sich fühlten. Man
mag den kriegerischen Sinn des römischen Volks und die Absicht seiner Erhal¬
tung dafür anführen, die begehrliche Lust an den Gladiatorenspielen, welche
damals allgemein herschte, und die Bereitwilligkeit, mit der diese Augenweide
von den um Gunst Buhlenden dem Volke geboten ward (gladiatoria munera),
bleiben Zeugnisse völliger Entmenschung und Verthierung. Soll man daran
glauben, daß die körperlich kräftigen Sklaven, welche in eignen Lokalen (schola)
unter Aufsicht eines Fechtmeisters (Iani8ta) vorgeübt wurden mit dem Wissen,
daß sie um fremden Kitzels willen Tod geben oder finden sollten, alle gleich-
giltig und stuinpfsiitnig sich in ihr Schicksal ergaben? War nicht eine gewalt¬
same Erhebung zur Rache für die Entwürdigung des Menschen und zum drohend
mahnenden Gerichte vorauszusehn? Im I. 73 entflohen aus der Fechterschule
eines gewissen Lentulus zu Capua gegen 80 Gladiatorenß), suchten zuerst in
den Schluchten des Vesuvius eine Zuflucht und wählten zum ersten Anführer
den Thraker Spartacus, einen Mann der durch Edelsinn, Scharfblick und
Tapferkeit und die Zweckinäßigkeit seiner Absichten und Entwürfe immer ein
ehrendes Andenken in der Geschichte der Menschheit finden wird, zu Unter¬
anführern die Kelten Criru s und Ono maus. Bald wuchs der kleineHaufe
durch entlaufne Sklaven undmachtesich durch seineSireifzüge so bemerklich, daß
von Rom Clod ius mit 3000Mann zu seiner Bekämpfung ausgesandt ward ").
1) Sali. fr. III 6. — 2) Drum. IV 376. Momms. III 35. — 3) Sali. fr. IV 29.
Pompeius erhielt die Vollmacht Provinzialen das römische Bürgerrecht zu verleihn
durch die 1. Gellia Cornelia (der Coss. 72), Cie. pr. Laib. 8, 19. 14, 32. — 4) Hier
fochten App ins Claudius 78 — 76, G. Scribonins Curio 75 — 73, M. Licinius Ln-
cullus 72 u. 71. Vgl. Momms. III 37 f. 5) Vgl. Momms. III 76. — 6) App.
531, 7 £g ej3dofni'novrcc, Plut. Crass. 8 oySoTjnovtcc Svsiv deovrsg, Ovos. V 24:
Septuaginta et quattuor. — 7) Plut. Crfiss. 9 und Oros. am angcf. Orte trennen ihn
Prätor. Liv. ep. XCV Legaten und Claudius Pülcher (Drum. II 185 G. Claudius
Pülcher), Flor. 11 8, 4 Clodius daher (Momms. 111 77), App. endlich 531, >6 gibt
P. Varinins beit Beinamen G lab er.
Dikttch, Sehrbuchd.Geschickte. I.Bd. 2.Abth. 2.A»fl>
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