Full text: Die Geschichte der Römer und der mit ihnen in Beziehung getretnen Völker (Bd. 1, Abth. 2)

Die Catilinarische Verschwörung. 
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schuft in den beiden Hispunien zu übergeben. Man hat M. Crassus und 
G. Cäsar der Mitwissenschaft um diesen Plan beschuldigt, ja sie als geheime 
Häupter der Verschwörung angeklagt, doch sind diese Verdächtigungen nicht 
erwiesen, auch bei beider Charakter eine direkte Betheiligung nicht wahrschein¬ 
lich und nur so viel gewis, daß der erstere alte Absichten, die ihm eine Besei¬ 
tigung der Übermacht des Gn. Pompeius zu versprechen schienen, förderte, 
der letztere aber jede Beunruhigung der Nobilität nicht ungern salP). Die 
von den Consuln auf eine Warnung getroffnen Sicherheitsmaßregeln verhin¬ 
derten die Ausführung am 1. Januar^), sie ward aber aus den 5. Febr. ver¬ 
schoben und der Mordplan nicht allein aus die Coss. beschränkt, sondern auf 
die angesehensten Männer im Senat ausgedehnt. Hatte Catilina nicht das 
Zeichen zu früh gegeben, ehe eine hinreichende Zahl Bewaffneter anwesend 
war, das scheußlichste Verbrechen wäre verübt worden^). Der Widerstand, 
auf den sie zu rechnen hatten, und wahrscheinlich der Umstand, daß von den 
Mächtigen der Beistand, auf den sie gerechnet, nicht in der gehofften Weise 
geleistet wurde, scheinen die Verschwornen bewogen zu haben, die Durchfüh¬ 
rung ihrer Pläne zu verschieben und größere Kräfte zu sammeln. Catilina 
erreichte seine Freisprechung in dem Processe, den P. Clooius (6b) gegen ihn 
wegen der Erpreßungen in Afrika anhängig gemacht hatte4), sowie von der 
Klage, die 64 gegen ihn L. Lucceius wegen unter Sulla verübter Morde er¬ 
hoben 5). , Weit wichtiger war, daß Gn. Piso von dem Senate in ganz 
außerordentlicher Meise (als quaestor pro praetore) das diesseitige Hispanien 
als Provinz erhielt, was gewis weniger dein Wunsche den gefährlichen Mann 
ztl entfernen, als dem Einfluß des M. Crassus, der dadurch den auf zahlrei¬ 
chen Clientelen beruhenden Einfluß des Gn. Pompeius in jenem Lande zu brechen 
hoffte, verdankt wurde0). Ein bankrutter Ritter P. Sitrius aus Nuceria 
sammelte in Mauretanien eine Bandes. Zwar des Beistandes vom erstern 
ward die Verschwörung beraubt, indem Gn- Piso •— man glaubte auf Anstiften 
oder doch unter Mitwiffen von Pompeius — von hispanischen Reitern seiner 
Escorte getödet wurde^), aber die Zahl der Verschwornen in Rom und 
Italien war aus allen Ständen wesentlich vermehrt^). 
3. Catilina begehrte für 63 den Consular und den G. Antonius, einen 
überschuldeten und schon einmal aus dem Senat gestoßnen Mann'O), zum 
Collegen. Mit ihm in Besitz der höchsten Würde hoffte er seine Pläne aus- 
zuführen. Allein schon umlauerte ihn der Verrat. Ein windbeutliger, aus' 
dem Senat gestoßner Mensch, Q.. Curius, hatte gegen seine Buhlerin Ful- 
via geplaudert, und es waren Gerüchte ins Publikum gelangt. Dies för¬ 
derte den Mitbewerber, M. Tullius Cicero, deir Neuling, so, daß er mit 
G. Antonius gewählt ward")- Und sofort kraf er Veranstaltungen, um 
1) Die Beschuldigungen theilt am entschiedensten durch Gegner ansgesprochen mit 
Suet. Caes. 9. Vgl. Momms. Ill 165 f. —- 2) Dies berichtet Di o' XXXVI 27, 
nicht unwahrscheinlich aus Sallust, in dessen Worten eine Lücke ist (Comm. p. 17). 
Vgl. Drum. V 396. II 88 u. 515. — 3) 8all. Cat. 18. — 4) Cie. pr. Cael. 4, 10. 
Ascou, p. 90. Drum. V 410. — 5) S. 331.“ Anm. 8. — 6) Sali. Cat. 19. — 
7) Sali. Cat. 21. Momms. III 167. — 8) Sali. Cat. 19. Momms. III 168. — 
9) Sali. Cat. 17. — 10) Sali. Cat. 21, 3. Momms. III 166. — 11) Sali. Cat. 22 
it. 23. Man muß zngeben, daß Cicero, um den Consnlat, das Ziel seiner heißesten 
Wünsche, zu erlangen, mit einer gewissen Ängstlichkeit sich bemühte, keinen der ein¬ 
flußreichen Männer, keine der Parteien als Gegnerin zu haben; allein er ist des¬ 
halb noch nicht zum zweideutigen Achselträger zu stempeln (Momms. Ill 166 f.). 
Wollte er einen Einfluß im Staat gewinnen, so mnste er in die höchsten Regionen 
zu gelangen wünschen und man kann in den Äußerungen seines Br. Quintus (de
	        
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